
Die meisten Menschen, die sich - wenn überhaupt - mit der Zwischenkriegszeit auseinandersetzen, stoßen auf eine Erzählung von zwei verhärteten Fronten. Zwei Fronten deren größter Fehler es angeblich war, der Gewalt nicht abgeschworen zu haben.
In der Schule lernen wir von zwei Seiten eines Konflikts, die sich einfach nicht vertragen konnten. Wir lernen, dass wir beide Seiten verstehen müssten, als wären wir Außenstehende.
Ich war dreißig, als ich beim Streben nach einem besseren Schulabschluss eine Abendschule besucht hab und dort nach fast 15 Jahren zum ersten Mal wieder Geschichtsunterricht hatte. Gemeinsam mit 18jährigen, die das Thema kaum besser verstehen konnten als ich beim ersten mal, als mir die Lehrerin (es war sogar die gleiche) vom sogenannten Bürgerkrieg erzählte. Ich frag mich immer, ob es ein Bürgerkrieg ist, wenn der Staat gegen Teile der Bevölkerung kämpft.
Die Februarkämpfe waren ein Krieg des staatlich unterstützten Faschismus gegen den Widerstand.
Ich war dreißig und schon über zehn Jahre lang relativ linksradikal, als ich endlich verstand, dass ich auf einer der beiden Seiten stehe. In eigener Sache, aber auch ohne wirklich eine Wahl zu haben.
Ich stehe im Visier der Faschist_innen und bekomme das am Arbeitsplatz zu spüren. Ich stehe auf einer der beiden Seiten aus politischer Überzeugung, wegen meiner gesellschaftlichen Position als Kommunistin und als nichtbinäre trans Frau.
Ich stehe auf dieser Seite wie mein Opa, sein Bruder, deren Vater und ihr Großvater, der in Mödling aktiv an der Entstehung von Gewerkschaften mitgewirkt hat.
Im Februar 1934 haben österreichische Paramilitärs gemeinsam mit der staatlichen Armee den antifaschistischen Widerstand in Österreich zerschlagen. Genau so wenig wie sich Antifaschismus heute auf Sportgruppen beschränkt, reden wir auch beim Antifaschismus der dreißiger nicht nur von Wehrturner_innen, wenn wir antifaschistischer Widerstand sagen.