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Was gut ist, dass darf auch etwas kosten!

  • Tuesday, 8. December 2009 @ 12:28
Umwelt & Verkehr In einem Interview mit dem Bezirksjournal (Nr. 48/2009) spricht SPÖ-Verkehrs- und Planungsstadtrat Rudi Schicker Klartext. Stadtrat Schicker spricht sich sowohl gegen günstigere Tarife beim öffentlichen Verkehr wie auch gegen die z.B. von der KPÖ erhobene Forderung nach einem Nulltarif aus.

Schicker betont, dass es "aber nicht um die Frage, ob wir uns das leisten wollen (geht), sondern ob es sinnvoll ist." In Bologna, so Schicker, wurde der Nulltarif ja "wieder aufgehoben". Und überhaupt: "Die Menschen sehen: Wenn etwas gut ist, dann darf es auch etwas kosten", so der SPÖ-Politiker. Dass mit selbigen Argumentation die ÖVP für Studiengebühren und gegen Gratis-Bildungseinrichtungen auftritt, nimmt der Herr Stadtrat nicht wahr. Dass die Argumentation - umgelegt auf die Kinderkrippen und Kindergärten, die ja seit September 2009 im wesentlichen Gratis sind - unterstellt, dass die Kindergärten in Wien schlecht sind, kommt Schicker natürlich auch nicht in den Sinn.

Warum die Gratis-Benutzung öffentlicher Grünflächen und von Naherholungsgebieten wie Donauinsel und Wienerwald nicht schon längst kostenpflichtig ist, bleibt ebenso ungeklärt wie die Frage, wann die SPÖ gedenkt eine Gebühr für´s "Atmen der guten Wiener Luft" und für´s "Konsumieren der Sonnenstrahlen" einzuführen.

Das über so viel Chuzpe staunende Publikum darf sich jedoch mit dem Gedanken trösten, dass die Argumentation des Stadtrats über Jahre und Jahrzehnte auch bzgl. der Forderung nach dem Gratiskindergarten zu hören war - bis die Wiener SPÖ aufgrund wahltaktischer Überlegungen ihre Position innerhalb von wenigen Tagen ins Gegenteil verkehrte. So lange also nicht die letzten Reste der Demokratie zu Grabe getragen wurden, so lange besteht Hoffnung, dass die Sozialdemokratie wie das berühmte Fähnchen im Wind ruckzuck auch das Gegenteil vom heute postulierten als sinnvoll verkündet.