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Zur FPÖ-Lüge, dass Rekordarbeitslosigkeit eine direkte Folge der Zuwanderung ist

  • Wednesday, 20. May 2015 @ 12:02
Antirassismus „Zuwanderer sind die Verursacher der Rekordarbeitslosigkeit“, so die FPÖ kürzlich einmal mehr bei einer Pressekonferenz. Hauptverantwortlich dafür wiederum sei die Öffnung des Arbeitsmarkts für die EU-Oststaaten.

Und – so Parteichef Strache: Viele Zuwanderer würden sich „bereits nach kurzer Zeit in Österreichs soziale Hängematte begeben“.

Strache Lösungsvorschlag: Sektoraler Zuwanderungsstopp – insbesondere und vor allem im Bausektor.

Ich möchte nachfolgend auf einige grobe Denkfehler bzw. wahrscheinlich absichtliche Enstellungen der Freiheitlichen hinweisen: 1. Mangelberufe 2015 laut der http://Migration.gv.at Webseite:

1. FräserInnen
2. SchwarzdeckerInnen
3. DreherInnen
4. LandmaschinenbauerInnen
5. DachdeckerInnen
6. TechnikerInnen mit höherer Ausbildung (Ing.) für Maschinenbau
7. TechnikerInnen mit höherer Ausbildung (Ing.) für Starkstromtechnik
8. SchweißerInnen, SchneidbrennerInnen
9. Werkzeug-, Schnitt- und StanzenmacherInnen
10. Sonstige SpenglerInnen
11. TechnikerInnen für Starkstromtechnik
12. Diplomierte Krankenpfleger, -schwestern, die ihre Ergänzungsausbildung spätestens 2014 begonnen haben und zum Zeitpunkt der Antragstellung über eine Berufsberechtigung in Österreich verfügen (abgeschlossene Nostrifikation)

D.h. also: die FPÖ will dafür sorgen, dass Wohnbauten und andere Infrastrukturprojekte nicht fertig gestellt werden können, da - wie obige Liste zeigt - es an "einheimischen" SchwarzdeckerInnen, DachdeckerInnen, StarkstromtechnikerInnen und div. anderen Fachkräften einen Mangel gibt.


2. ÖIF-Forschungsbericht - November 2014 © Österreichischer Integrationsfonds

Die Ergebnisse zeigen, dass bei Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft, die nach 2003 nach Österreich einreisten und erwerbstätig wurden, von einem Brain Gain zu sprechen ist - d.h.: Österreich profitiert. Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft erzielten 2012 ein Erwerbseinkommen (=Bruttolöhne ohne Arbeitgeberbeiträge) in Österreich in Höhe von € 20,2 Mrd. Der größte finanzielle Beitrag kommt dabei von Erwerbstätigen mit mittlerer und höherer Qualifikation.


3. Arbeitslosengeld lt. AMS.

Die Mindestbeschäftigungsdauer für den Erwerb eines Anspruches beträgt:
bei erstmaliger Inanspruchnahme einer Leistung nach dem Arbeitslosenversicherungsgesetz 52 Wochen an arbeitslosenversicherungspflichtiger Beschäftigung innerhalb der letzten 2 Jahre vor der Geltendmachung des Anspruches Arbeitslosengeld ist eine Versicherungsleistung und keine Transferleistung!

Leistungen die nach Arbeitslosenversicherungsgesetz rechtmäßig bestehen als „soziale Hängematte“ zu bezeichnen, ist eine Herabwürdigung und Beleidigung ausnahmslos aller Beschäftigten in Österreich – egal ob diese Beschäftigten die Staatsbürgerschaft besitzen oder nicht.


4. Bevölkerung nach Geburtsland

Der größte Teil der Zuwanderer kommt aus Deutschland, ein Zuwanderstopp für Bürger aus EU-Staaten ist schwer durchsetzbar und würde u.U. die betroffenen Staaten dazu veranlassen, für Österreicher*innen ebenfalls einen Zuwanderstopp auszusprechen. 2014 gab es eine ABWANDERUNG von rund 100.000 Personen aus Österreich in andere Staaten. Bei einem aufrechten Zuwanderstopp würde ein Großteil nicht abwandern und es gäbe eine beträchtliche Rückkehrrate der Gruppe österreichischer Auswander*innen. Österreich hätte also weniger Zuwander*innen in bestimmten Branchen, aber weniger Abwander*innen und mehr Rückkehrer*innen, per Saldo nahezu gleich viele Arbeitssuchende bei gleicher Zahl Arbeitsplätze und somit gleich hohe Arbeitslosigkeit. Hätte Österreich ein natürliches Bevölkerungswachstum und keine Zuwander*innen, wären auch hier Arbeitslose und freie Arbeitsplätze gleich, nur eben keine arbeitslosen Zuwander*innen sondern nur und damit mehr arbeitslose Österreicher*innen.

Schlussfolgerung:

Nicht die Zuwander*innen sind an der Rekordarbeitslosigkeit schuld, sondern es gibt einfach zu wenig bezahlte Arbeit für alle Arbeitssuchende! Die vorhandene Arbeit auf mehr Menschen aufzuteilen - z.B. mittels Arbeitszeitverkürzung - kommt der FPÖ jedoch nicht in den Sinn.

Herbert Fuxbauer