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Rede von Susanne Empacher bei der antifaschistischen Gedenkfeier am Aspang-Bahnhof

  • Sunday, 15. November 2015 @ 14:03
Auch heuer fand am ehemaligen Aspang-Bahnhof eine antifaschistische Gedenkveranstaltung statt, bei welcher den Opfern des Faschismus gedacht wurde.

Nachfolgend dokumentieren wir die Rede von Susanne Empacher, stellvertretende Vorsitzende der KPÖ-Wien und Bezirksrätin von Wien Anders auf der Landstraße.


Liebe Freund*innen, liebe Genoss*innen!

70 Jahre - man kann sagen ein Menschenleben - ist es her, dass der Zweite Weltkrieg beendet worden ist und damit auch der faschistischen Herrschaft ein Ende gesetzt werden konnte. Es waren nicht nur Städte und Landschaften dem Erdboden gleich gemacht, es wurde nach und nach sichtbar wie viele Menschen verfolgt und ermordet worden sind. Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung kennzeichneten die Herrschaft der Nationalsozialisten. Und das von Anfang an. 70 Jahre danach haben wir noch immer damit zu tun, die Dimension der Zerstörungen und Vernichtung zu begreifen, wir haben noch nicht einmal alle Teile wirklich zusammengesetzt. Vor allem haben wir noch nicht die Spuren aller Verschleppten und Ermordeten sichtbar machen können. Deshalb ist es so wichtig öffentlich zu gedenken. Und ich danke der Initiative Aspangbahnhof sehr dafür, dass sie diese Gedenkkundgebung auch heuer wieder organisiert hat. Öffentlich zu gedenken bedeutet nicht nur den Opfern Namen zu geben, sondern ihnen Würde zu verleihen.

70 Jahre nach Kriegsende haben wir auch damit zu tun, die Frage nach den Ursachen zu erfassen, wieso es möglich war, dass sich der Faschismus an die Macht erheben konnte. Die Frage nach dem warum quält uns nach wie vor. Und das ist gut so!

Sie treibt uns an weiter zu forschen, um zu verstehen und uns mit der Losung Nie wieder Faschismus eine Perspektive für die Zukunft geben. Erinnern für die Zukunft verlangt jedoch das Interesse an der Frage, wie könnte eine solidarische Gesellschaft funktionieren. Welche politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen bilden die Grundlage für Gleichheit.

70 Jahre nach Kriegsende haben wir noch immer Mühe die Dimension der faschistischen Herrschaft zu begreifen und gleichzeitig haben wir große Mühe aktuelle Krisen, die Menschen auf die Flucht treiben, zu verstehen.

Es erschüttert uns, dass Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Nur wenige forschen nach den Ursachen. Die Frage nach den Gründen für die Flucht vieler Menschen interessiert nicht. Viele hätten die derzeitige Krise gerne verdrängt, aber sie passiert vor der Haustüre.

Ja, Mensch darf angesichts der Entwicklungen überfordert sein. Informationen sind sehr spärlich. Jedoch: Mensch könnte sich auf den Weg machen, um sich selbst ein Bild zu machen - die Mehrheit entscheidet sich dafür in Unwissenheit zu verbleiben. Sie folgt den Schreibtischtätern, die die Produktion von Feindbildern vorantreibt und hetzt.

70 Jahre nach Kriegsende wäre es auch an der Zeit endlich mit dem Mythos, wir haben unser Land ja auch wieder aufgebaut, aufzuräumen. Hinter dieser Feststellung steckt vor allem der Vorwurf, jetzt kommen die und setzen sich in das fertige Nest. Die Mehrheit hat Angst vor den Menschen die da kommen, eigentlich hätte sie mit denen vieles gemeinsam. Nämlich die Sehnsucht nach Geborgenheit, Anerkennung, sozialer Sicherheit. Stattdessen treiben wir uns auseinander, das Programm der Herrschenden „jede (jeder) ist ihres (seines) Glückes Schmied“, richtet sich längst gegen die Würde des Menschen; gegen unser aller Würde.

So wie nicht nach den Ursachen sozialer Ungleichheit in Wien gefragt wird, so wird auch nicht nach den Ursachen von Krieg und Flucht gefragt.

In den Wahlergebnissen verstecken sich viele Ängste, aber m. E. auch der Wunsch nach autoritärer Führung. Ja es gibt Zustimmung zu rechter Politik.

Trotzdem alledem: die Linke Allianz Wien Anders hat ein Mandat im dritten Bezirk gewonnen und wir wollen mit Euch gemeinsam ein politisches Gegengewicht setzen. Vor allem lade ich Euch ein, dass wir uns gemeinsam für eine soziale und solidarische Gesellschaft auf den Weg machen.

Eine andere Welt ist möglich – nie wieder Faschismus nie wieder Krieg!