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Demonstration zum 12. Februar 34: Rede von Raoul Narodoslavsky

  • Saturday, 16. February 2013 @ 12:09
Am Freitag, 15. Februar, trafen sich AntifaschistInnen am Maria-Restituta-Platz beim Handelskai, um mittels einer Demonstration der KämpferInnen des Februar 34 zu gedenken.

Namens der KPÖ Brigittenau begrüße Raoul Narodoslavsky die TeilnehmerInnen. Nachfolgend seine Rede zum Auftakt der Demonstration.

Namens der KPÖ Brigittenau begrüße ich Euch Alle zu unserem gemeinsamen Gedenkmarsch des Februarkampfes von 1934.

Als am 15. Februar 1934 die Zentren des Aufstandes in Wien, Graz, Linz, Bruck/Mur, Steyr, dem Kohlenrevier im Hausruck und wo auch immer gebrochen und zusammengeschossen waren durch ein Berufsheer, Polizei und Gendarmerie, da war es nicht der von heutigen Medien als „ Tragödie“ beschriebene Bruderkrieg wie im Hause Habsburg vormals.
Nein, das war die systematische Vernichtung des organisierten Proletariates, die organisierte Vernichtung von alternativen Lebensformen derer, welche die Werte schaffen und nicht derer welche die Werte besitzen.
Es war die Erfüllung des Auftrages des großen Kapitals, Ruhe und Ordnung in deren Sinne herzustellen.

Für die Erinnerung: während einer Parlamentsdebatte über die Bestrafung der Anführer eines Eisenbahnerstreiks im März 1933 traten die 3 Parlamentspräsidenten zurück, um eine Abstimmung gegen die Bestrafung zu sichern...
Herr Dollfuss als Kanzler einer rechten Regierung brach mittels eines kaiserlichen Notverordnungsgesetzes aus dem Jahre 1917 !!! die Verfassung, jagte mit Polizei das Parlament auseinander und errichtete einen Führerstaat faschistischer Prägung.
Konnte man das so einfach ist die Frage? Nein kann man nicht ist die Antwort, dazu braucht es einiger Gehilfen und Gefährten.

Gefährten hatte Herr Dollfuss genug, den ganzen überlebenden Habsburgermief, die Industriekapitäne, den Klerus, die Großgrundbesitzer und deren Knechte. Gehilfen im Ausland waren für Dollfuss Mussolini in Italien und Horthy in Ungarn, auch zur Erinnerung in Deutschland wurde Hitler zum Kanzler ernannt und setzte bald nach seiner Ernennung die bürgerlichen Grundrechte in Deutschland außer Kraft mit Hilfe der gleichen Gesellen wie hier Dollfuss.
Die andere Seite sah zu, wiegelte ab... vertröstete..
Nein, Genossen, haltet still, noch nicht, nicht heute, keine Gewalt, sprach Otto Bauer, wir werden siegen, aber nicht mit der Idee der Gewalt sondern mit der Gewalt der Idee..... als es schon rundum brannte Wochen und monatelang zog sich die „Salamitaktik der Zerstörung demokratischer Rechte“ durch den österreichischen Faschismus hin, bis es den Betroffenen reichte..

Es reichte am Montag, dem 12. Februar 1934 bei der provozierten Durchsuchung der oberösterreichischen SP-Zentrale nach Waffen. Kein Hinhalten der rechten Backe nach dem Schlag auf die linke, sonder Zurückschlagen war die Losung der Wenigen, die sich wehrten.

Der jahrelang propagierte und nicht verwendete aber nunmehr ausgerufene Generalstreik wurde nur lückenhaft befolgt, der Aufstand der um ihre erkämpften Rechte ringenden Arbeiterschaft wie im KarlMarxhof, dem Sandleitenhof, Goethe- und Schlingerhof mit Artillerie zerschossen und rund 400 Menschen wurden Opfer dieser Kämpfe. Danach waren allein in Wien bis Mitte März insgesamt 7823 Personen über kürzere oder längere Zeit aus Anlass der Februarunruhen inhaftiert (Quelle Maderthaner „Im Bann der Schattenjahre“).

Es ist kein Trost, das Dollfuss von Nazis im Sommer 1934 ermordet wurde, es ist auch keine Station eines österreichischen Kreuzweges, wie uns manche weismachen wollen.

Die Okkupation Österreichs 1938 war kein Golgatha, es war von Vielen gewollt und die erhaltenen Gestapoberichte zeigen auf, wie sehr die WienerInnen ihren Führer liebten und ihm die Treue hielten.

Josef Gerl war eines der Justizopfer des Ständestaates, dazu wird später im Gerlhof gesprochen werden, Maria Restituta war eine katholische Ordens- und Anästhesieschwester in einem Lazarett und wurde von den Nazis, denen dieses Land vor 75 Jahren kampflos in die Hände fiel, hingerichtet wie Tausende andere Österreicherinnen und Österreicher, Kommunisten, Sozialisten, Christen und Antifaschisten, die gegen die Nazibarbarei auftraten.

Der Marsyas – der Gehäutete - als Symbol der Bestialität- am Höchstädtplatz ist eines der Denkmäler für die unzähligen Opfer der Nazidiktatur
Wir wollen gemeinschaftlich dafür sorgen, dass die Erinnerung an diese Menschen erhalten bleibt, aber auch dafür das solches nie wieder geschehen möge und könne, ungeachtet unserer Parteizugehörigkeiten.

Übertragen auf heute, hier und jetzt: noch immer gilt
Sozialismus oder Barbarei, kein Mensch ist illegal, Menschenrechte sind unteilbar
Das dazu, warum wir hier sind um zu Gedenken, Bedenken und selber Denken.