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Gedenktafel für kommunistische WiderstandskämpferInnen enthüllt

  • Friday, 21. October 2016 @ 09:30
Die ehemaligen Brown-Boveri Werke (Gudrunstraße 187) waren in der NS-Zeit ein Zentrum des antifaschistischen Widerstands in Favoriten.

Sieben Angehörige der kommunistischen Betriebszelle bezahlten ihren Kampf gegen die Diktatur mit dem Leben. An Josef Degenhardt, Johann Friedrich, Rudolf Klekner, Anna Muzik, Ferdinand Steger, Friedrich Stillner und Leopold Weinfurter erinnerte über Jahrzehnte eine von der Belegschaft der Brown-Boveri Werke angebrachte Gedenktafel. Im Zuge der Errichtung eines Wohnungs-Neubaus an der Adresse war die Tafel abmontiert, aber zugleich vom Eigentümer, einem Unternehmen der Rainer-Gruppe, sichergestellt worden, so dass die Gedenktafel am 20. Oktober erneut angebracht werden konnte.

Nachfolgend die Rede von KPÖ-Landessprecher Didi Zach* Werte anwesende Antifaschisten und Antifaschistinnen


Es freut mich als Antifaschist und Landessprecher der KPÖ-Wien hier zu sein und es freut mich, dass es möglich ist, hier kurz das Wort zu ergreifen.

Vorweg eine Danke an Frau Resch (vom Arbeitskreis Gedenkpolitik bei der Bezirksvertretung Favoriten), an Bezirksvorsteherin Mospointner und insbesondere an Herrn Kommerzialrat Ernst, die es ermöglicht haben, dass die Gedenktafel, die an die Schrecken der Nazi-Barbarei und den Widerstand dagegen erinnert, nun wieder an ihrem Ort ist.

Wir gedenken und erinnern uns heute an 6 Männer und 1 Frau, die stellvertretend für all jene stehen, die sich der NS-Diktatur nicht gebeugt haben. Diese Menschen stehen auch stellvertretend für alle, die - trotz des Wissens um die lebensgefährlichen Folgen - gegen den Rassismus und die NS-Diktatur, gegen den Krieg, der absehbar war, aufgestanden sind.

Ich möchte in Erinnerung rufen, dass in Österreich rund 2700 Widerstandskämpfer und -kämpferinnen - davon laut offiziellen Quellen rund 2.000 Kommunisten und Kommunistinnen - von der NS-Justiz verurteilt und hingerichtet wurden. Etwa 10.000 weitere Personen wurden in Gefängnissen der Gestapo ermordet, 60 Millionen Tote in ganz Europa waren durch den Faschismus zu beklagen. An die Opfer und an die WiderstandskämpferInnen sollen und müssen wir uns auch in Zukunft erinnern und ihrem Mut Respekt zollen.

Lassen Sie mich an dieser Stelle aber noch kurz ein paar Worte zur aktuellen Situation sagen: Die antifaschistische Parole "Nie wieder Faschismus" bedeutet, so meine feste Überzeugung, im Jahr 2016 in Österreich sich gegen alle anitsemitischen, rassistischen, rechtsextremistischen Worte und Taten - kurz gesagt gegen jede Form von Ausgrenzung, Diskriminierung und Hetze - lautstark zur Wehr zu setzen. Antifaschismus im Jahr 2016 bedeutet auch, so meine Meinung, gegen die Hetze von Boulevard-Medien aufzutreten oder aber dem Gerede vom Notstand, in welchem sich die Republik befinden würde, entgegen zu treten.

Antifaschismus im Jahr 2016 bedeutet gegen den Abbau sozialstaatlicher Schutzmechanismen aufzutreten. Und nicht zuletzt bedeutet es für mich, mitzuhelfen, dass am 4. Dezember nicht ein Bundespräsident gewählt wird, dessen Bekenntnis zur österreichischen Nation und zu den antifaschistischen, den demokratischen und sozialen Grundwerten dieser Republik doch sehr zweifelhaft ist.



Danke für Ihre Aufmerksamkeit und nochmals ein großes Danke an Sie Frau Bezirksvorsteherin und an Kommerzialrat Ernst (siehe Foto).

* Die Rede wurde anhand des Manuskripts rekonstruiert - geringfügige Abweichungen, die ein Audio-Mitschnitt (welcher geplant war, der aber nicht existiert) zu Tage bringen könnte, sind möglich.

Ps.: Mit der Zerschlagung der Zelle der Zelle 1942/43 war der Widerstand nicht ausgemerzt. Klemens Friemel u.a. führten den Kampf weiter. Friemel war unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg für einige Monate dann auch "Bürgermeister" bzw. Bezirksvorsteher in Favoriten.