Willkommen bei KPÖ Wien Tuesday, 28. December 2021 @ 18:44

Ernst Kirchweger - Kommunist und erstes Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der 2. Republik

  • Tuesday, 2. April 2019 @ 13:24
Am 31. März 1965 demonstrierten in Wien AntifaschistInnen gegen die antisemitischen und nationalsozialistischen Aussagen des an der Hochschule für Welthandel lehrenden Universitätsprofessors Taras Borodajkewycz.

Dabei wurde Ernst Kirchweger, der zu diesem Zeitpunkt 67 Jahre alt war, vom RFS- und FPÖ-Mitglied Kümel* mit einem Boxhieb niedergestreckt - Kirchweger erlag 2 Tage später seinen Verletzungen. Kirchweger, aktives Mitglied der KPÖ, war damit das erste Todesopfer neonazistischer Gewalt in der 2. Republik.

Als Kirchweger am 9. April 1965 zu Grabe getragen wurde, kamen 25.000 Menschen. Mitglieder der schwarz-roten Koalitionsregierung begleiteten den Trauerkondukt über den Heldenplatz und den Ring bis zum Schwarzenbergplatz.

Kirchweger war, wie so viele andere seiner Generation, nach den Februarkämpfen des Jahres 1934 von der SPÖ kommend zur KPÖ gegangen. Während der NS-Diktatur leistete er in organisierter Form Widerstand. Bis zu seinem Tod war er in der KPÖ und ihrem kulturpolitischen Umfeld engagiert, etwa als Vizepräsident der „Theaterfreunde“, der Publikumsorganisation des Neuen Theaters in der Scala, oder als Kassier der „Österreichisch-Ungarischen Vereingigung für Kultur und Wirtschaft“.

An der ursprünglichen Begräbnisstätte Kirchwegers am Wiener Zentralfriedhof wurde heute vormittag auf Initiative des KZ Verbands Wien im Rahmen eines Festaktes eine Gedenkstätte enthüllt. Anwesend waren u.a. die designierte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, der langjährige SPÖ Minister Ferdinand Lacina und auch KPÖ-Landessprecher Didi Zach.

Ebenfalls heute wurde bekannt gegeben, dass Kirchweger ein Ehrenhalber gewidmetes Grab der Stadt Wien für seine letzte Ruhestätte am Hietzinger Friedhof (wohin die Urne 2005 verlegt wurde) bekommen wird.


* Kümel war bereits aufgrund einens Brandbombenanschlag auf das Büro der Alitalia und anderer Taten bekannt. Beim Gerichtsprozess wurde Kümel nur "wegen Notwehrüberschreitung" zu 10 Monaten Haft verurteilt.