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Eine Studie sorgt wieder einmal für Schlagzeilen in den (Bouldevard-)Medien

  • Tuesday, 18. October 2016 @ 17:16
Auf Basis von elf Indikatoren (befragt wurden Jugendliche - laut einigen Medienberichten zwischen 14 und 24 Jahre alt, laut anderen Berichten zwischen 14 und 17 Jahre alt - in Jugendzentren, bei der Parkbetreuung oder im Rahmen der Streetwork Arbeit) wurde die Meinung von 214 muslimischen Jugendlichen erhoben und anschließend von den Studienautoren drei Gruppen (jene der "Gefährdeten", jene der "Ambivalenten" und jene der "Gemäßigten") konstruiert.

Das Ergebnis: Zur "gefährdeten" Gruppe zählen laut der Studie 27 Prozent der Befragten mit muslimisch religiösem Hintergrund. 31 Prozent werden wegen ihrer widersprüchlichen Einstellungen zur Religion als "ambivalent" charakterisiert - obwohl, wie in einem guten Bericht der Tageszeitung "Der Standard" zu lesen ist, diese Gruppe "das Töten im Namen Gottes (ablehnt)".

42 Prozent lehnen Gewalt ab, sind - laut Studie - liberal und kaum bis gar nicht radikalisierungsgefährdet.

Faktoren, die eine Radikalisierung begünstigen würden, seien - oh welch Wunder - "der Religionsgrad, ein homogener Freundeskreis, die eigene Migrationserfahrung und das Geschlecht. `Radikalisierung ist männlich'." Jugendliche mit höherer Bildung sind toleranter. Klare Zusammenhänge, so ORF-Online, zeigen sich auch zwischen den Vorurteilstendenzen und der Sorge um die berufliche und schulische Zukunft.

Unerwähnt vom Boulevard bleibt auch, dass von den Befragten insgesamt 85 Prozent einen Migrationshintergrund haben, aber 65 Prozent von ihnen angaben, sich stark bis mittelstark mit Österreich – und dabei am stärksten mit Wien und ihrem eigenen Grätzel – verbunden zu fühlen. Vertiefende Interviews hätten zugleich gezeigt, dass es durchaus Ängste gebe, nicht als ÖsterreicherInnen anerkannt zu werden.

Nur zur Klarstellung: Rassismus, Homophobie & Sexismus, Antisemitismus, Militarismus, Nationalismus .... ist immer zum Kotzen - egal ob 5 oder 20 % solch eine Einstellung haben, egal ob ein männlicher testosterongesteuerter Macho aus Syrien und Niederösterreich kommt, egal ob der Macho oder Rassist ein FPÖ-Politiker ist oder er sich als unpolitisch begreift.

Voll zum Kotzen finden ich aber auch, dass aktuell fast 40 Prozent der "ÖsterreicherInnen", obwohl ja noch immer die Eingeborenen aus Tirol, Kärnten, Wien und anderen Bundesländern die Mehrheit darstellen, sich einen starken Mann wünschen. Und dass solch ein trauriger Befund weder Medien-Schlagzeilen zur Folge hat noch einen Aufschrei der demokratischen Kräfte dieses Landes auslöst ist ebenfalls voll zum Kotzen.

Didi Zach (Landessprecher der KPÖ-Wien)