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Eine Lehre des Februar 34 - im Zusammenhalt liegt Stärke

  • Wednesday, 17. February 2016 @ 15:02
Im Grunde genommen ist der 12. Februar 1934 bzw. jene Tage des bewaffneten Wiederstandes der Arbeiterschaft gegen die Diktatur ja eigentlich ein Gedenktag der österreichischen Sozialdemokratie. Warum aber dieses Datum auch für die österreichischen Kommunisten und Kommunistinnen und damit für die KPÖ bedeutungsvoll ist, bedarf es einer kurzen Betrachtung der Geschichte der Ersten Republik in Österreich.

Aus den Wirren des 1. Weltkrieges wurde im verbliebenen Rumpfstaat Österreich per Beschluss der Provisorische Nationalversammlung am 12. November 1918 die sogenannte Republik Deutschösterreich, unter dem ersten Staatskanzler Karl Renner, ein Sozialdemokrat, ausgerufen. Ziel war damals noch der Anschluss an das deutsche Reich, bis ins Frühjahr 1919, was aber schußendlich durch die Siegermächte, und die Unterzeichnung des Vertrages von St. Germain, unterbunden wurde. Eingeführt wurde dann der Staatsname Republik Österreich, mit der Ratifizierung des vorhin genannten Vertrages am 21. Oktober 1919.

Durch die sehr schwierigen Bedingungen und Umstände der Nachkriegszeit, Hyperinflation und extrem hohe Arbeitslosenzahlen sowie der am Boden liegenden Wirtschaft, kam es zu immer größerer und schärferer politischer Polarisierung im ganzen Land. Mit der Einführung des Schillings 1925 kam es zu einem kleinen wirtschaftlichen Zwischenhoch, die aber mit der Wirtschaftskrise 1929 ein abruptes Ende fand. Hauptakteure der politischen Auseinandersetzungen waren die regierende Christlichsoziale Partei mit den Deutschnationalen auf der einen Seite und die Sozialdemokratie, die vor allem in Wien sehr stark war, auf der anderen Seite. Die Christlichsoziale Partei (und auch die Sozialdemokraten) strebten nach wie vor die Vereinigung mit dem „Reich“ an.

Gleichzeitig wurden mit der Heimwehr der Christlichsozialen und dem Republikanischen Schutzbund der Sozialdemokraten paramilitärische Einheiten gegründet. Die politischen Gegensätze waren enorm und eskalierten schlussendlich in den Attentaten in Schattendorf, dem Schattendorfer Urteil und der Julirevolte mit dem Justizpalastbrand.

Anfang der 1930er Jahre bewegte sich alles hin zu einer mehr und mehr faschistischen Bewegung. Im März 1933 wurde unter dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Parlament ausgeschaltet und Österreich wurde zu einem „Austrofaschistischen autoritären Ständestaat“.

Am 26. Mai 1933 wurde die Kommunistische Partei Österreichs aufgelöst und ebenso wie der Republikanische Schutzbund wurde die KPÖ am 30. Mai 1933 verboten.

Genau hier sind wir bei der Parallele, die die Sozialdemokratie und die KommunistInnen dieser Tage eint. Schutzbund und KPÖ agierten von nun an, teilweise in Zusammenarbeit und Abstimmung, im Untergrund.

Mit dem Widerstand der Linzer Schutzbündler am 12. Februar 1934 eskalierten die Ereignisse und der bewaffnete Widerstand der Arbeiterbewegung hatte seinen Anfang genommen. Der Aufstand griff sehr schnell vor allem auf Wien, aber auch auf viele der größeren Industriestädte wie Steyr, St. Pölten, Weiz, Graz, Kapfenberg, Bruck an der Mur über.

Orte des Aufstandes in Wien waren vor allem die großen Gemeindebauten, wie der Karl Marx Hof, der Göthehof, Sandleitenhof, Reumannhof und der Schlingerhof in Floridsdorf. Nach erbitterten Kämpfen und Widerstand gegen die Heimwehr mussten jedoch am 15. Februar 1934 die letzten Widerstand leistenden Einheiten des Schutzbundes in Floridsdorf die Waffen strecken.

Dieser Tage an den Februar 1934 müssen wir als großem Zeichen der ArbeiterInnenschaft immer wieder gedenken. Nur im Zusammenhalt kann Stärke liegen. Speziell in Zeiten wie den heutigen wäre ein solcher demokratischer Zusammenhalt wichtiger denn je. In Zeiten neoliberaler Wirtschaft und rechtskonservativer Politik muss eine vereinte ArbeiterInnenschaft (was heute schon ein wenig eine andere Bedeutung haben wird) Stärke zeigen. Umso wichtiger wäre es, sich seiner eigenen Geschichte zu vergegenwärtigen.

Auch die KPÖ Floridsdorf hat klarerweise einen Gedenktag am Schlingerhof abgehalten und sich im Zuge dessen auch einem der damaligen Hauptakteure aus Floridsdorf gewidmet. Dem damaligen Schutzbundkommandaten für Floridsdorf, Anton Dobritzhofer, der später in der KPÖ tätig war und in Spanien als Interbrigadist für den Erhalt der Demokratie kämpfte. Dessen Todestag jährt sich 2017 zum 40 sten Mal.

In diesem Sinne bleiben wir bei Marx: „Proletarier aller Länder vereinigt euch“

Karl Inmann (Bezirkssprecher KPÖ Floridsdorf)