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Ein paar Fakten zur Armut in Österreich

  • Tuesday, 21. May 2013 @ 08:59
Soziales Mitte April präsentierte Sozialminister Hundstorfer den EU-SILC 2011. Erfreulich ist, aus österreichischer Sicht, dass EU-weit die Armutsgefährdungsquote* 2011 bei 16 % lag - in Österreich beträgt die Quote 13 Prozent oder rund 1 Million Menschen. Damit rangieren wir innerhalb der EU an drittniedrigister Stelle.

Konkret lag die Armutsgefährdungsschwelle in Österreich 2011 bei 1.066 Euro für eine erwachsene Person. Nicht zu verwechseln ist diese Schwelle mit dem politisch definierten Schwellenwert durch die so genannte Bedarfsorientierte Mindestsicherung, welche 2011 für einen Einpersonenhaushalt 753,- Euro betragen hat. Wobei: Selbst wenn diese niedrigere Schwelle als Wert herangezogen würden noch immer 364.000 Personen als armutsgefährdet gelten.

Frauen trifft´s besonders

Die Gruppe der Armutsgefährdeten besteht aus 268.000 Kindern und Jugendlichen, 341.000 Männern und 443.000 Frauen im Alter von 20 und mehr Jahren. Frauen haben gegenüber den Männern ein um zwei Prozentpunkte erhöhtes Armutsgefährdungsrisiko (13% zu 11%)." (Seite37) Ähnlich die Situation auch nach einer Pensionierung. "Personen über 65 Jahre haben insgesamt eine Armutsgefährdungsquote von 16%. Während Männer dieser Altersgruppe jedoch ein unterdurchschnittliches Armutsgefährdungsrisiko (11%) haben, sind Frauen mit einem Armutsgefährdungsrisiko von 19% im Alter deutlich überdurchschnittlich oft betroffen." (Seite 37)

Je höher der Bildungsabschluss, desto niedriger ist das Armutsgefährdungsrisiko

"Während Personen mit einem universitären Abschluss eine Armutsgefährdungsquote von 6% haben, sind Personen, die über maximal einen Pflichtschulabschluss verfügen, zu 21% armutsgefährdet.

Ein besonders starkes Armutsgefährdungsrisiko haben Personen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft. "Von ihnen sind 29% armutsgefährdet, das sind 265.000 Betroffene. Personen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft haben auch unter Berücksichtigung des Bildungsniveaus eine höhere Armutsgefährdung als österreichische StaatsbürgerInnen: Personen mit maximal Pflichtschulabschluss und nicht österreichischer Staatsbürgerschaft sind mit einer Armutsgefährdungsquote von 37% doppelt so stark von Armut betroffen wie Personen mit maximal Pflichtschulabschluss und österreichischer Staatsbürgerschaft (18%)." (Seite 38 des Berichts)

Zum Thema siehe auch Fast 700.000 "Working Poor"

* EU-Definition der Armutsgefährdung: (Seite 29 des Berichts)

Die Armutsgefährdungsquote bei 60% des Medians weist den Anteil jener Personen an der Gesamtbevölkerung aus, deren äquivalisiertes Haushaltseinkommen einen bestimmten Schwellenwert unterschreitet. Zur Berechnung des Haushaltseinkommens wird die Summe aller Bruttoerwerbseinkommen im Haushalt zuzüglich Kapitalerträge und Pensionen sowie allfälliger Sozialtransfers gebildet. Nach Abzug von Steuern errechnet sich das Haushaltsnettoeinkommen. Das verfügbare Haushaltseinkommen ergibt sich dann nach Abzug und Hinzurechnung von Unterhaltsleistungen und sonstigen Privattransfers zwischen den Haushalten. Die Äquivalisierung erfolgt anhand der international etablierten EU-Skala, welche die erste erwachsene Person im Haushalt mit einem Konsumäquivalent von 1, jeden weiteren Erwachsenen mit 0,5 und jedes Kind (bis 13 Jahre) mit 0,3 gewichtet. Dadurch wird jeder Person im Haushalt das gleiche Einkommen als Äquivalent für einen bestimmten Lebensstandard im Vergleich zu einem Einpersonenhaushalt zugerechnet. Der Eurostat Definition folgend wird die sogenannte Armutsgefährdungsschwelle auf Basis von 60% des Medians berechnet und an die jeweilige Haushaltszusammensetzung angepasst. So können Haushalte unterschiedlicher Zusammensetzung und Größe miteinander verglichen und Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Lebensstandard identifiziert werden.