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Bernhard Gaishofer: "Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!"

  • Monday, 13. April 2015 @ 19:37
Antifaschismus Nachfolgend das schriftliche Manuskript der Rede von Bernhard Gaishofer anlässlich der heutigen KPÖ-Gedenkkundgebung in Erinnerung an die Befreiung Wiens durch die Rote Armee.


Liebe Genossinnen und Genossen, verehrte Anwesende,

heute vor 70 Jahren wurde Wien von der der Roten Armee befreit. Wir haben uns hier versammelt um uns dieses Ereignisses zu erinnern und den Opfern des Nationalsozialismus und den Widerstandskämpfern und Kämpferinnen gegen den Faschismus zu gedenken.

Lasst mich zunächst ein paar Worte über die Tage der Befreiung Wiens verlieren: Nachdem es der Sowjetunion und den Alliierten schon seit der Schlacht von Stalingrad, 1943, gelungen war die Wehrmacht immer weiter zurück zu drängen, gelang es der 3. ukrainische Front der Roten Armee unter Marschall Tolbuchin Ende März 1945 den sogenannten „Südwall“ zu durchbrechen und österreichisches Gebiet zu betreten. Der Plan war die Stadt von drei Seiten aus einzunehmen.

Es gab Versuche von höheren Militärs, rund um Major Carl Szokoll, mit der Roten Armee Kontakt aufzunehmen um eine möglichst friedliche und unblutige Übergabe der Stadt zu gewährleisten. Diese Pläne wurden jedoch Verraten und einige der Beteiligten zur Abschreckung öffentlich am Floridsdorfer Spitz hingerichtet. Auch ist zu erwähnen, dass zu diesem Zeitpunkt in Wien bereits das Kriegsrecht galt, was dazu führte, dass es noch in Wien zu zahlreichen Massakern und der (teilweise nur geplanten) Zerstörung von Infrastruktur kam. Insgesamt ist zu erwähnen, dass die „Verteidigung“ Wiens schon von vornherein ein sinnloses Unterfangen war. Zahlreiche Wehrmachtssoldaten tauschten ihre Waffen gegen Zivilkleidung und tauchten unter. Kinder, Jugendliche und Alte wurden im Zuge des „Volkssturms“ zum Kämpfen gezwungen. Während die westlichen Bezirke relativ kampflos befreit werden konnten, kam es im Süden Wiens noch zu teilweise heftigen Kämpfen. Die innere Stadt blieb größtenteils auch verschont. Schwere Zusammenstöße gab es unter anderem auch rund um den Donaukanal und die Floridsdorferbrücke.

Auch Teile der Wiener Zivilbevölkerung unterstützten die Rote Armee aktiv, auch mit der Waffe in der Hand, bei der Befreiung der Stadt. So hieß es unter anderem in einer Meldung der Heeresgruppe Süd am 8. April wörtlich: „Truppe meldet Teilnahme von Zivilisten mit roten Armbinden auf Seiten der Russen“.

Schon am 10. April, also noch während der Kämpfe, kamen führende Mitglieder der KPÖ aus Russland bzw. Jugoslawien nach Wien, was bedeutete, dass die KPÖ die erste politisch organisierte Kraft in der Stadt war. Dies sollte vor allem in den ersten Wochen und Monaten nach der Befreiung von großem Wert für den Wiederaufbau der Stadt und die Versorgung der Bevölkerung sein.

Am 13. April 1945 um 14:00 verlautbarte die Rote Armee, dass Wien befreit sei. Noch am gleichen Tag hieß es in einer deutschsprachigen Meldung im Radio Moskau: „Die Bevölkerung Wiens und anderer Teile Österreichs hat der Roten Armee Unterstützung gewährt und die Deutschen daran gehindert, die Kämpfe zum Stehen zu bringen... Sie haben die Ehre der österreichischen Nation gerettet." Dies ist vor allem in Bezug auf die Erfüllung der Moskauer Deklaration von 1943 wichtig, welche Maßgeblich für einen eigenständigen und unabhängigen, österreichischen Staat war.

Auch wenn der Tag der Befreiung, der 13. April 1945 für Wien natürlich ein Freudentag war, so muss man sich leider auch einige traurige Tatsachen vor Augen führen: Hatte die Stadt Wien im Vergleich zu anderen Städten wie Budapest oder Warschau „relativ“ (natürlich unter Anführungszeichen) wenige Schäden zu beklagen, so war die jüdische Gemeinde beinahe vollständig ausgelöscht worden. Lebten 1938 noch rund 200.000 Jüdinnen und Juden in Wien, waren es nach der Befreiung nur noch knapp über 5000!
Auch die Kämpfe im Westen Österreichs und die letzten Massaker der Nazis an Häftlingen (vor allem auch politischen) gingen noch bis in den Mai weiter. Erst am 6. Mai wurde das KZ Mauthausen befreit, also zwei Tage vor der bedingungslosen Kapitulation von Nazideutschland.

Wir gedenken heute der Opfer der Nazibarbarei und den Widerstandskämpfern und Kämpferinnen, welche unter Lebensgefahr für ein freies und demokratisches Österreich kämpften. Eine Sache, welche heute leider oft nicht erwähnt wird, wäre mir wichtig zu sagen: Rund 80% und somit ein großer Teil des österreichischen Widerstandes waren KommunistInnen. In den unterschiedlichsten Formen wurden Aktionen gesetzt. Sei es durch das produzieren und verteilen von Flugblättern und anderer Arten der Agitation, sei es durch Sabotage in den Betrieben oder der Kampf mit der Waffe in der Hand (zum Beispiel gemeinsam mit den slowenischen Partisanen).

Beispielshaft möchte ich hier unter anderem das Engagement der Ehrenvorsitzenden der KPÖ, Irma Schwager in der französischen Resistance oder die Tätigkeit von Fritz Propst in der englischen Armee bzw. in der Organisation „Young Austria“ nennen.
Sie alle sind Vorbild und auch Verpflichtung, gerade auch für die jüngere Generation sich auch in den heutigen Tagen aktiv gegen Rechtsextremismus und alle Arten von Faschismus einzusetzen.

In diesem Sinne: Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!