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Hundstage

  • Friday, 6. July 2012 @ 10:20
ESM und Fiskalpakt wurden gestern durchs Parlament gepeitscht, Sarrazin schaut zu. Das Eu Parlament lehnte ACTA ab und Stronach kauft sich ein neues Hobby.

Ein satirischer Blick auf die Nachrichtenlage von Samuel Edelstein.

Es ist vollbracht. Wie beim letzten Bilderbergertreffen versprochen, hat unser Grinsekanzler unter kreativer Einbindung grünlichen Bürgertums die Verfassungsänderungen rund um ESM und Fiskalpakt beschlossen. Man will ja schliesslich mit ruhigem Gewissen auf Urlaub fahren, und solche Widrigkeiten wie Volksabstimmungen über die Aufgabe der finanziellen Souveränität stören da nur. Übrigens, wussten sie schon? Strache ist ein Kommunist! So zumindest die Meinung des ÖVP Abgeordneten Auer, der während des gestrigen szenischen Aufführung im Parlament in dessen Richtung meinte, dieser verhalte sich ja ähnlich wie die "Kommunisten von der deutschen Partei die Linke". Ob sich diese seltsame Annahme auf die Plakate der Wiener Blaunen bezieht? Überall affichieren die ja derzeit Hammer und Sichel.

Geradezu euphorisch begrüßten die deutschnationale Fraktionen den auf der Zuschauerbühne weilenden Thilo Sarrazin. Während sie alle vor ihm katzbuckelten und er schweigend die eben stattfindenden Werbe - Veranstaltung für sein neues Buch verfolgte, fand einzig das intellektuelle Zentralorgan des Qualitätsjournalismus "Österreich" die richtigen Worte. (Siehe Bild oben)

Interessant auch, dass einerseits angedacht wird störende und zwischenrufende Abgeordnete mit Bussgeldern zu belegen, andererseits will man SchulschwänzerInnen mit Geldstrafen für die Eltern zu Leibe rücken. Wenn man genau drüber nachdenkt wäre es sinnvoller, schwänzende und schweigende Abgeordnete zu bestrafen, denn sie werden schliesslich fürs reden bezahlt. Unbestätigten Gerüchten zufolge wurde bereits eine Stiftung mit dem Namen "Muttervater" gegründet, um die zu erwartenden Mehrkosten für die Rechten abzudecken.

Mit Bedauern nahmen weite Teile der geschockten KapitalistInnen die Ablehnung des ACTA Abkommens durch das Europaparlament auf. So eine Chuzpe aber auch: Da erdreistet sich dieses gewählte Parlament doch tatsächlich, dem Druck der Strasse nachzugeben und ein jahrelang vorbereitetes Bereicherungsabkommen abzulehnen.

Erste konservative Zeitungskommentatoren denken bereits über die Abschaffung des EU Parlaments nach, um die persönlichen Freiheiten der BürgerInnen künftig wieder einfacher einschränken zu können. Auch über innovative Denkansätze aus dem aussereuropäischen Raum wird bereits diskutiert, um dem Pöbel künftig zu zeigen, wo der Bartholomäus den Obstwein herholt. Eine "fact finding mission" begutachtet dafür gerade die neuen, innovativen Demonstrationsgesetze in Russland. Lupenreine Demokraten wie Putin gelten da als "best practice" Beispiel.

Ein neues Rumpelstilzchen ist auf der politischen Bühne in Österreich erschienen. Mit seinem bereits jetzt legendären Auftritt in der ZiB2 hat Frank Stronach es geschafft, für gehörige Angst in den Parteizentralen von BZÖ und FPÖ zu sorgen. Denn da natürlicherweise erst nach der Wahl neue Geldquellen wie Privatisierungen, Rüstungseinkäufe oder lukrative Gesetzesänderungen erschlossen werden können, sieht man sich dem Milliardär Stronach gegenüber finanziell klar im Nachteil. Die Parteistrategen Kickl und Graf basteln deshalb gerade an einem neuen Feindbild: Austrokanadier. Die ersten Cartoons werden bereits gezeichnet.

Stronach wiederum machte von Anfang an klar, dass er als barmherziger und gütiger Betriebsrat von Magna natürlich den Sigi Wolf zum Kanzler machen würde, weil der das ja so gut kann. Er würde sich weiter in väterlicher Weise um seine 115.000 Kurz- und LeiharbeiterInnen kümmern. Zur Belohnung bekommen die dann alle auch eine Flattax, so wie die anderen Milliardäre auch.

Heiss diskutiert wird seit gestern auch der Gesundheitszustand von HaZeh Strache, der ja auf seinem Facebook Account ein Bild mit sich, Jesus und dem Teufel veröffentlicht hatte. Darüber stand ein Zitat von Schuschnigg: "Gott schütze Österreich!".

Wikipedia schreibt dazu Erhellendes: "Das Jerusalem-Syndrom bezeichnet eine psychische Störung, von der ca. 100 Besucher und Einwohner der Stadt Jerusalem pro Jahr betroffen sind. Die Symptome fallen im internationalen Diagnoseschlüssel unter „Akute und vorübergehende psychotische Störung. ‎Die Identifizierung als biblische Person geht einher mit einer entsprechenden Selbstdarstellung und wird oft begleitet von öffentlichen Predigten oder Gebeten des Erkrankten." War Strache nicht grade erst in Israel?

Nachdenklich stimmte gestern die Protestaktion mit Beteiligung der KPÖ vor dem Parlament. Seriöse Zeitungskommentatoren warnen bereits vor einem Wiedereinzug der KommunistInnen ins Hohe Haus am Ring, da deren Argumente weit besser waren, als jene der Parlamentsparteien...