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Die "Ausländer" sollen deutsch lernen

  • Wednesday, 25. January 2012 @ 15:33
Antirassismus Mit diesen Worten wird oft die "Integration" von MigrantInnen gefordert - es ist zur Zeit fast der einzige Vorschlag, welchen die derzeitige Regierung zu bieten hat. Und zuletzt hat auch Bürgermeister Häupl erklärt: "Unsere Sprache hier ist Deutsch."

Die Förderungen der Herkunftssprachen und die Anerkennung der Sprachenvielfalt in einer globalisierten Wirtschaftswelt hingegen wird nur gegen Bezahlung angeboten. Einzig karitative Einrichtungen übernehmen teilweise die Kosten.

Vor elf Jahren, am 1.Februar 2001, ist die erste ÖVP-FPÖ-Regierung gebildet worden und deren Propaganda und deren Taten wirken auch heute noch. Der politische Ton und die gesellschaftliche Einstellung hat sich seitdem geändert. Rechtspopulistische Aussagen sind aber auch aus den Reihen der SPÖ und ÖVP Usus. Dadurch befindet sich die FPÖ mit ihrer verhetzenden Ausländerpolitik im Aufwind. Reale Zahlen und Fakten werden ignoriert und in der Bevölkerung wird ein gewolltes Unbehagen von einem "Ausländerbild" erzeugt, das gewisse Medien auch noch kräftig unterstützen. Die "mangelnde Integration" ist zum Schlagwort geworden, auch wenn es den Tatsachen widerspricht (1)

Bedauerlich ist auch ein Nebeneffekt, der sich in allen Bevölkerungsschichten verstärkt hat. Fremdsprachen werden eher als unnötig empfunden und die Vorteile werden als unwesentlich betrachtet (2)

Die Wirtschaft aber sucht dringend qualifizierte Arbeitskräfte und anstatt die bereits in Österreich lebenden Fachkräfte zu nutzen, werden MigrantInnen von den Regierungsparteien behindert. Dabei wäre es ganz leicht, wenn es die Schaffung von Kompetenz- und Validierungszentren für die Anerkennung von mitgebrachten, auch informellen Qualifikationen, die Vereinfachung von Nostrifizierungsverfahren und Ergänzungsmodule zum Erreichen österreichischer Qualifikationsstandards gäbe.

Besonders wichtig aber für die Zukunft unseres Landes sind die Qualifikationen des Personals in Kindergärten und Schulen auch im Hinblick auf interkulturelle Kompetenzen und diskriminierungsfreien Bildungsalltag; mehr herkunftssprachliche MitarbeiterInnen in Schulen, Kindergärten, bei Frühförderung etc. Interkulturelles Lernen als gestaltendes Prinzip auf allen Ausbildungsebenen.

Solange in den Köpfen unserer Politiker nur der nationalistische Gedanke (Österreich zuerst) eine Rolle spielt und wir die EU nicht als die Besonderheit von kulturellen Gütern und Dienstleistungen anerkennen, sondern relevante Entscheidungen nur für Wirtschafts- und Handelsfragen zuständigen Foren überlassen, werden Menschen weiterhin als wertlos oder auch als nützlich qualifiziert werden.

Amanda Grabner

(1) 24.01.2012 )in ORF2: REPORT Integriert - und dennoch abgelehnt

Laut der aktuellen europäischen Wertestudie ist die Ablehnung gegenüber Migranten in keinem anderen europäischen Land größer als in Österreich, das Misstrauen gegenüber Einwanderern zwischen 1999 und 2008 noch gestiegen. Doch nur seltenist die mangelnde Integration der Migranten der Grund für die Ablehnung. Wenn Migranten sich zu etablieren beginnen, neue Aufgaben übernehmen oder Immobilien erwerben, reagiert die Umgebung ebenfalls mit Unbehagen. Münire Inam und Thomas Frank gehen den Ursachen der ablehnenden Haltung gegenüber Zuwanderern nach.

(2) Einschätzung des Nutzens des Fremdsprachenlernens Personen, die keine Fremdsprache beherrschten, wurden gefragt, ob sie der Aussage zustimmen bzw. nicht zustimmen, das Erlernen einer Fremdsprache würde Vorteile für sie mit sich bringen. 55 % dieser Gruppe sind der Ansicht, das Erlernen einer Fremdsprache würde ihnen keine Vorteile verschaffen; der Prozentsatz beträgt ungefähr 65 % in Österreich, Belgien, Frankreich und Deutschland. Griechen (56 %), Finnen (54 %), Schweden (50 %) und Briten stimmen dieser Aussage nicht zu (49 %).

Die Erhebung wurde von der European Opinion Research Group EEIG zusammen mit INRA (Europa) koordiniert.