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Rund 300.000 Menschen sind in Wien arm oder armutsgefährdet

  • Thursday, 19. January 2012 @ 12:21
Die Zahlen der Statistik Austria (EU-SILC 2010) sind erschreckend. Im Jahr 2010 erreichte die Zahl der manifest Armen, also von Personen die sich einen absoluten Mindestlebensstandard nicht mehr leisten können, mit 511.000 Menschen in Österreich einen neuen Höchststand.

Mehr als eine Million Menschen, also rund 12 Prozent, sind armutsgefährdet. 30 Prozent aller Frauen über 65 Jahren sind armutsgefährdet. Und 20 Prozent aller Alleinerzieherinnen mit Kindern sind armutsgefährdet.

In Wien, so die Zahlen der Statistik Austria, sind rund 300.000 Personen bzw. 18,3 Prozent der Bevölkerung (siehe Seite 8) arm oder armutsgefährdet. Bei Kindern, Jugendlichen und abhängigen jungen Erwachsenen bis 26 Jahre beträgt die Armutsgefährdungsanteil in Wien gar 24 Prozent.

Deutliche Unterschiede im Lebenssstandard zeigen sich sowohl nach der Staatsbürgerschaft als auch nach in Österreich geborenen Staatsbürgern und eingebürgerten ÖsterreicherInnen. Die Armutsgefährdungsquote beträgt bei in Österreich geborenen Personen 10 Prozent, bei eingebürgerten ÖsterreicherInnen aus Nicht EU-EFTA-Staaten aber 26 Prozent.

In Österreich lebende Menschen mit türkischer Staatsbürgerschaft haben eine Armutsgefährdungsquote von 46 Prozent, andere Drittstaatsangehörige gar von 57 Prozent.

Die Studien-AutorInnen resümieren: "Fast ein Drittel der Armutsgefährdeten in Österreich (30%) stammt aus einem Land außerhalb der EU-/EFTA-Zone. Da 14% der Gesamtbevölkerung keine österreichische Staatsbürgerschaft haben bzw. aus diesen Ländern eingebürgert sind, ist diese Gruppe bei der Armutsgefährdung deutlich überrepräsentiert. Unterschiedliches Erwerbsverhalten, Zugangsbeschränkungen und ethnische Segregation am Arbeitsmarkt, fehlende oder nicht anerkannte Abschlüsse und Qualifikationen sowie Informationsdefizite in Zusammenhang mit Sozialleistungen oder Förderungen können Gründe für niedrige Einkommen von Migrantinnen und Migranten sein, die oft nicht durch andere Haushaltsmitglieder ausgeglichen werden. Ein unsicherer Aufenthaltsstatus, der erschwerte Zugang zum sozialen Wohnbau und fehlende Möglichkeiten politischer Mitbestimmung sind weitere Faktoren, die sich vor allem auf den Lebensstandard von Drittstaatsangehörigen auswirken."

Übrigens: Die Armutsgefährdungsschwelle lag (laut EU-SILC 2010) im Jahr 2009 bei 1.031 Euro im Monat für einen Einpersonenhaushalt. Die bedarfsorientierte Mindestsicherung hat aber selbst im Jahr 2011 nur magere 752,94 Euro pro Monat betragen.