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Die faulen Griechen: Mythen und die Realität

  • Monday, 21. November 2011 @ 11:03
Europa Seit vielen Monaten „erklären“ uns PolitikerInnen und Boulevardmedien das griechische Staatsschulden-Problem. Der Tenor dabei ist fast immer der gleiche: Die griechische Bevölkerung habe in den letzten Jahren „über ihre Verhältnisse gelebt“. Die GriechInnen - alle GriechInnen wohlgemerkt - werden als faul und korrupt dargestellt.

Damit zu ein paar Fakten - die meisten Zahlen sind einer Studie (Juni 2011) von Nick Malkoutzis (stellvertretender Chefredakteur der englischsprachigen Ausgabe der Kathimerini, einer überregionalen griechischen Tageszeitung) entnommen, die Malkoutzis für die Friedrich-Ebert-Stiftung verfasst hat.

  • Zahlen von Eurostat für das Jahr 2011 zufolge arbeiten griechische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchschnittlich 42,1 Stunden pro Woche. Das ist die höchste Wochenstundenzahl in der EU.
  • 2010 lagen die Löhne in Griechenland bei nur 73% des Durchschnitts der Euro-Zone. Das Preisniveau in Griechenland ist aber kaum niedriger als in Deutschland oder Österreich.
  • Laut Eurostat betrug das Renteneintrittsalter in Griechenland im letzten Jahr 61,4 Jahre, in Deutschland 62 Jahre, in Österreich bei knapp 60 Jahren.
  • Mindestens zwei Drittel der Griechen zahlen zuverlässig ihre Steuern. Der Rest der Erwerbsbevölkerung besteht aus selbstständigen Freiberuflern, unter denen Steuerhinterziehung relativ weit verbreitet ist.
  • Nicht einmal ein Viertel der Griechen, und demnächst noch 150.000 weniger, sind im öffentlichen Sektor beschäftigt, wo die Durchschnittsgehälter gerade auf unter 1500 Euro gesenkt werden.

    Drastischen Sparmaßnahmen und deren Auswirkungen

  • Im öffentlichen Dienst wurden nun die Löhne um bis zu 50% gekürzt.
  • Bis 2015 sollen 150.000 Beamte aus dem öffentlichen Dienst ausscheiden. Und auch in der Privatwirtschaft finden Massenentlassungen statt.
  • Alle, die eine Rente von über tausend Euro im Monat beziehen, werden zwanzig Prozent weniger erhalten.
  • 230.000 Menschen haben allein im letzten Jahr ihren Arbeitsplatz verloren haben. Die Arbeitslosenquote erreichte mit 16,2 Prozent den höchsten Stand seit Griechenlands Eintritt in die Eurozone.
  • Die Arbeitslosenrate bei den 15- bis 24-Jährigen bei 42,5 Prozent.
  • Eine steigende Zahl von Menschen wird in den finanziellen Ruin getrieben, weil das griechische Sozialversicherungssystem nur zwölf Monate lang Arbeitslosenunterstützung zahlt.
  • Von den derzeit 811.000 Arbeitslosen haben lediglich 280.000 Anspruch auf staatliche Hilfen, die zudem weniger als 500 Euro im Monat betragen.
  • Gleichzeitig plant die Regierung bis 2015 Staatsbesitz im Wert von 50 Milliarden Euro zu privatisieren.
  • Gleichzeitig besitzen nur 2000 Familien 80% des Vermögens Griechenland
  • Griechischen Reiche haben über 200 Milliarden Euro im Ausland gebunkert.
  • Griechenland gibt 3,6% seines BIP für sein Militär aus. (EU-Schnitt: 1,6%).