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Streit um Tarifreform bei den Öffis: Ein Ablenkungsmanöver zur Entlastung des grünen Koalitionspartners?

  • Thursday, 22. September 2011 @ 11:54
Umwelt & Verkehr Ende des Monats will die rot-grüne Koalition klarstellen, wie die neuen Öffi-Tarife in Wien ausschauen sollen - von der 100,- Euro-Jahreskarte, wie von den Grünen im Gemeinderatswahlkampf beworben, ist jedoch schon lange keine Rede mehr.

Vor einigen Tagen haben sich nun die Vorstände der Wiener Linien zu Wort gemeldet. "Betriebswirtschaftlich kalkuliert müssten die Tarife nicht gesenkt, sondern um 13 Prozent erhöht werden", so die Behauptung von Geschäftsführerin Alexandra Reinagl.

Solle den Forderungen der Wiener Linien nicht entsprochen werden, so Reinagl weiters, drohen "Intervall-Ausdünnungen, Einsparungen beim Betrieb des Nachtautobusses und das Aufschieben von Investitionen".

KPÖ-Landessprecher Didi Zach: "Mir scheint, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver zur Entlastung des grünen Koalitionspartners handelt. Wenn Vassilakou nämlich argumentiert, `ohne uns hätten die Wiener Linien schon diesen Herbst eine kräftige Tariferhöhung umgesetzt´, dann hör ich schon, wie Vassilakou den Bruch eines zentralen Wahlversprechens als großen Erfolg abfeiern wird, weil ohne grüne Regierungsbeteiligung angeblich alles ja noch viel, viel schlimmer geworden wäre."

Bzgl. des Lamentos von Reinagl, Löhne und Energiekosten seien angestiegen, aber nicht die Öffi-Preise, sagt Zach: "Ein Einzelfahrschein der Wiener Linien wurde seit 1999 um 40 Prozent teurer. So hoch war die Inflation bei weitem nicht."

Zur Frage der Finanzierung einer Tarifreform bei den Wiener Öffis, die diesen Namen auch verdient, sagt Zach: "Attraktivere öffentliche Verkehrsmittel in Wien und sogar Gratis-Öffis sind finanzierbar, wenn z.B. die U-Bahn-Steuer, welche Unternehmen zu bezahlen haben, erhöht würde. Eine Verdoppelung dieser Abgabe würde cirka 30 Millionen Euro im Jahr an zusätzlichen Mitteln bringen. Zusätzlich könnte enorme Kosten bei der Anschaffung und der Wartung der Automaten und bei Kontrolleuren eingespart werden."

Zach abschließend: "Freifahrt auf allen Öffis ist - so wie der Gratis-Kindergarten, der jahrzehntelang als unfinanzierbar dargestellt wurde - realisierbar, wenn politisch gewollt."