Willkommen bei KPÖ Wien Tuesday, 28. December 2021 @ 18:45

Lohnrunden „nur“ für Frauen! Die Proteste müssen weitergehen.

  • Tuesday, 20. September 2011 @ 14:46
Frauen Letzen Mittwoch haben einige Hundert Gemeindebedienstete vor (also eigentlich ja hinter) dem Rathaus protestiert. „Zeit für Menschlichkeit“ war ihr Motto, weil die Bedingungen und das Zeitregime in den Spitälern und in den mobilen Pflegediensten nicht einmal mehr kleine persönliche Zuwendungen an PatientInnen erlauben.

Daneben blüht aber eine Landschaft von gigantischen Gewinnen der Pharmakonzerne und eine üppige Sumpflandschaft der Korruption im Dreieck Spitäler, Pharmaindustrie und Ärzteschaft, auf die wir KonsumentInnen, PatientInnen und Beschäftigte aber nur selten – wie gerade aktuell im AKH – einen kurzen Blick werfen dürfen.

Zur gleichen Zeit macht der GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian mit seinem Vorschlag, eigene Lohnrunden für Frauen einzuführen und dem Sager „Seit dreißig Jahren höre ich dasselbe. Die Zeit der Apelle ist vorbei.“ von sich reden. Wie diese Fragen zusammenhängen? Es geht bei beidem darum, wie Frauenarbeit in unserer Gesellschaft bewertet wird, welchen Stellenwert und welche finanzielle Bemessung ihr gegeben wird. Auch wenn es kein Wunder ist, dass sich Herr Wirtschaftskammer Leitl aufgerufen fühlt, gegen zusätzliche Frauenlohnerhöhungen zu polemisieren, ist es eine Zumutung, dass er nicht im Stande ist auszusprechen, dass auch nur eine Spur gerechtere Löhne für Frauen den Interessen seiner Klienten und Geldgeber widersprechen. Nein, er argumentiert mit der Würde der Frauen. Es sei nämlich demütigend für uns, wenn über Frauenlöhne und Gehälter in eigenen Gesprächen verhandelt würde: beschämend ja! Aber für die, die nicht bereit sind, endlich die Schere zwischen Männer- und Frauen Entlohnung anzugehen.

Wie so oft gibt es Vorbilder in den skandinavischen Ländern, die zeigen, dass auch das Instrument zusätzlicher Lohnrunden durchaus wirksam werden kann.

Es sind aber nicht nur die prinzipiellen Gegner von Lohnerhöhungen für Frauen in die Schranken zu weisen. Es geht auch darum, die versteckten Diskriminierungen, die auch im öffentlichen Dienst zigtausende von Frauen betreffen anzugehen: Dass Frisörinnen und Verkäuferinnen deshalb so schlecht bezahlt werden, weil dies Frauenbranchen sind, hat sich mittlerweilen herumgesprochen. Dass aber Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, Sozialarbeiterinnen und Kanzleibedienstete im öffentlichen Dienst weder über ihre – zum Teil akademische Ausbildung – noch über ihre verantwortungsvolle und belastende Arbeit zu angemessenen Gehältern kommen können, liegt ebenfalls daran, dass es sich um Frauenbranchen handelt. Und darauf muss wohl auch die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, die zumindest einmal den Druck der Basis im Pflegebereich wahrgenommen hat, mit Nachdruck hingewiesen werden.

Und bitte, nicht darauf reinfallen, dass angeblich leere öffentliche Kassen nicht zulassen, angemessene Gehälter zu bezahlen. Wenn in Bund und Ländern Zig-Millionen verspekuliert und für persönliche Bereicherungen vorhanden sind, geht’s wohl eher um falsche Prioritätensetzungen. Die müssen korrigiert werden, das wird ohne den Druck der Beschäftigten aber nicht stattfinden.

Maria Wiener