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Der Kommunismus als neues, altes Feindbild

  • Wednesday, 7. September 2011 @ 09:18
Österreich Die letzten Wochen brachten uns nicht nur eine beschleunigte Vertiefung der Krise des Finanzkapitalismus sondern auch, wenig überraschend, allerlei dialektische Nebelgranaten der Blauen und Schwarzen, um von ihren Skandalen rund um Korruption, Wiederbetätigung, Volksverhetzung, Geschenkannahme, etc. abzulenken. Der Glaubwürdigkeitsverlust der selbst ernannten Saubermänner ist mittlerweile so gewaltig, dass selbst der eiserne Schüssel aus Parteiräson, aber nicht wirklich freiwillig, gehen musste.

Zunehmende Zweifel der Menschen am System Kapitalismus im allgemeinen und am System FPÖVP im speziellen führten innerhalb des „dritten Lagers“ zu einem veritablen PR-Super-GAU. Post Scriptum (vorangestellt) nach einem Hinweis: Es ist davon auszugehen, dass "unzensuriert.at" die IP-Adressen der Leute, die von "kpoe.at" kommen, mitprotokolliert. Wer dies verhindern will, der/die ruft den Artikel über diesen Link auf.

Man musste sich vom liebgewordenen Sujet „Unser Geld für Unsere Leut´“ endgültig trennen. Die Gründe treiben gelernten Österreichern ein Schmunzeln ins Gesicht, denn hier schoss sich die Nachkriegsstürmer von Rechtsaußen ein gewaltiges Eigentor. Diesen Ball bugsierten Grasser, Scheuch, Rumpold und Gorbach todsicher ins Netz. Bezüglich Geld und Finanzen muss man also jetzt erst einmal schön leise sein, denn besser man sagt gar nix, der Wähler vergisst das wahrscheinlich eh schnell wieder. Man muss nur wie gewohnt ablenken, ein Feindbild schaffen, unter dem sich alle was vorstellen können. Wenn möglich eines, das früher schon einmal gut funktioniert hat.

Obwohl man nicht ernsthaft behaupten könnte, der Antikommunismus wäre in den letzten Jahren verschwunden, so ergab sich doch durch den Gang der Zeit ein gewisses Verblassen der einst so sorgsam aufgebauten Feindbilder.

Die Rechten „kämpfen“ zunehmend um die Stimmen der Jungwählerschaft, die den Kommunismus nur im Geschichtsunterricht erläutert bekommen haben und keinerlei persönliche Erinnerungen an die Zeit vor ´89 haben. Nicht nur bei denen, die auch den Zusammenbruch des Systems Realsozialismus nur mehr aus Büchern kennen, wird die antikommunistische Imprägnierung zunehmend schwierig. Aber nicht unmöglich. Man streut das Feindbild über Blogs, die optisch ansprechend präsentiert werden und sich ganz zufällig irgendwie wie die Krone lesen.

Martin Graf, 3. Nationalratspräsident, schlagender Burschenschafter und deutschnationaler Verteidiger von Königshofers Ansichten ist Inhaber des Blogs „unzensuriert.at“.

Was daherkommt wie eine Onlinezeitung, ist in Wahrheit ein Propagandawerkzeug. Betrieben und mit Inhalten gefüllt wird dieses vom rechten Rand der FPÖ. Ich verstehe, wenn sich jemand die dauerhafte Beschäftigung mit so etwas nicht antut, denn man gibt dort insbesondere im Forum ungestraft seinen braunen Senf zu den Artikeln ab.

Hier zum Beispiel berichtet man über das Volksstimmefest und verbindet hier gleich mal zwei Feindbilder für die eigene Klientel.

Dass KommunistInnen sich beleidigt fühlen könnten , wenn ausgerechnet SPÖ und Grüne auf Plakaten mit Hammer und Sichel geehrt werden, wird den Olympen wohl durchaus recht sein. Von Sachkenntnis zeugt das jedoch nicht.

Man lässt übrigens auch Genossen Kirchweger nicht in Frieden ruhen, wie dieser Bericht zeigt . Vor allem der Absatz, in dem die Umstände des ersten politischen Mordes der Nachkriegszeit dargestellt werden, offenbart, in welchem Land wir heute leben, wenn man mit dieser Gesinnung sogar Dritter Nationalratspräsident werden kann. Es fröstelt einen merklich, wenn man das zu Ende denkt.

Besonders interessant wird es aber, wenn Graf sich die Parteigeschichte der KPÖ zur Hand nimmt und sich diese im Stile eines Krone–Kommentators ideologisch zurechtbiegt.

Für ein wenig Recherche über die Ergebnisse der Wiener Wahlen hat es hier nicht gereicht, denn die KPÖ hatte 2010 nicht nur bereits 2 Mandate, sondern gewann auch noch ein drittes hinzu.

Über den Slogan „Moskautreue ohne Moskau“ ein Wort zu viel zu verlieren ist eigentlich Zeitverschwendung. Es handelt sich dabei schlicht um völlig substanzlose Fabulierungen und zeigt, wie wenig man sich in Graf´s Propagandaabteilung um Fakten schert. Auch die Widerholung der Mär´ vom Oktoberputsch darf natürlich in diesem Zusammenhang nicht fehlen.

Die neueste Ablenkungskampagne der Blauen nimmt eine in Slowenien geprägte Münze zum Anlass, um geschichtsrevisionistisch gefärbte Propaganda zu betreiben. Neben der üblichen Aussendungen via ots, die in Artikeln wie diesem im Standard mündeten liefert Graf´s willige Burschitruppe passendes zur Geschichtsfälschung hinterher, um pseudointellektuell ein Fundament für die Angriffe auf WiderstanskämpferInnen und KommunistInnen zu schaffen.

Aber wir sind nicht allein im Fadenkreuz der Rechten. Ob SJ, SLP, RKOB, RSO, LSR, KI, der Funke - auch andere politische Gruppierungen des linken Spektrums werden mit Artikeln bedacht.

Es scheint bei den Nationalen im Vorfeld der kommenden Wahlkämpfe ein gestiegenes strategisches Interesse daran zu bestehen, der eigenen Klientel die Linke als Feindbild wieder stärker in Erinnerung zu rufen. Man kann davon ausgehen, dass man dort wie allerorten erkannt hat, dass der derzeitige Kapitalismus in seinem Endstadium angekommen ist, und wir auf eine Phase der Neuordnung zusteuern. Als die Speerspitze bei der Verteidigung des Kapitalismus wird man sich nicht weiter profilieren wollen. Das funktionierte lang, doch nun überwiegen beim so oft beschworenen „kleinen Mann“ die Zweifel an einem System, in dem Menschen für Profite geopfert, Kriege um Öl geführt, Währungen und Nahrungsmittelpreise im Casino ermittelt und ganze Länder von rechten Polit–Seilschaften ausgeraubt werden.

Und um die Wählerschaft doch weiter irgendwie verängstigen zu können hat man uns KommunistInnen, so scheint´s, abermals zum Lieblingsfeindbild auserkoren. Wir fühlen uns geschmeichelt und wir werden unseren Beitrag dafür leisten, dass die rechtsrechten Demagogen nicht neuerlich - wie in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts – zu große Unterstützung erfahren. Und zugleich gilt: Faschismus und Kapitalismus sind wie zwei Geschwister, die nicht ohne einander können. Als KommunistInnen sind wir es gewohnt, im Gegenwind zu bestehen. Und im Gegensatz zu erheblichen Teilen der blaubraunen Funktionärskaste und den alten Herren mit Tonnen auf dem Kopf haben wir aus der Geschichte gelernt.

Nikolaus Lackner