Frau Leeb (Integrationssprecherin der ÖVP) - das haben Sie gut erkannt! Auch auf den ersten Blick scheint Ihre Aussage, „ dass Integration solange nicht gelingen wird, solange Menschen auseinander dividiert werden und nicht zur Kenntnis genommen wird, dass der Mensch als Individuum, egal welcher Herkunft, ins Zentrum des Tuns gesetzt werden muss" vielversprechend, ja geradezu humanistisch.

Doch die Frage, die ich mir stelle, ist, wer und womit dividiert man denn die Menschen in unserer Gesellschaft auseinander? Dividiert man sie möglicherweise durch Aussagen wie "Das ist eine Behauptung und faktisch nicht belegbar und zudem ein Angriff auf alle "nichtmigrantischen" Pflegeltern, die diese Aufgaben ausgezeichnet erfüllen", auseinander? Eine auf der Hand liegende Aussage - nämlich das MigrantInnen möglicherweise sprachliche und religiöse Wurzeln von Kindern mit Migrationshintergrund besser fördern könnten - nutzen Sie, um erst recht wieder in MigrantInnen und NichtMigrantInnen einzuteilen. Viel schlimmer noch, Sie konstruieren gleich einen Angriff auf Pflegefamilien ohne Migrationshintergrund. Als ob durch das Anerkennen einer Qualifikation mancher Menschen, die Leistung anderer abgewertet werden würde. Steht all dies nicht in krassem Widerspruch zu dem, was Sie ein paar Sätze weiter schreiben: „Solange wir die in Wien lebenden Menschen in Migranten und NichtMigranten einteilen, wird niemals zusammenwachsen können, was eigentlich zusammen gehört"?

Realität ist: Solange Menschen, sowohl durch rassistische Gesetzte wie auch durch rassistisches Agieren getrennt werden, wird niemals zusammenwachsen können, was zusammen gehört. Oder meinen Sie Frau Leeb, mit "zusammenwachsen" die Vorstellung Ihrer Partei von Integration, wie in der Rot-Weiß-Rot-Card oder den menschenverachtenden Asyl- und Fremdenrechtsgesetzen niedergeschrieben?

Jennifer Zack

Zum Thema siehe auch: Pflegefamilien: Migranten dringend gesucht