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Fahrscheine bitte!

  • Wednesday, 13. April 2011 @ 17:22
Vor diesen Worten hat jede/r SchwarzfahrerIn - egal ob mit Vorsatz oder aus Unachtsamkeit - Angst. Der Herzschlag wird schneller, der Schweiß tropft von der Stirn.

Eine Jahreskarte kostet 449,00€ - diesen Luxus können sich viele Menschen finanziell einfach nicht leisten! 1,80€ der Einzelfahrschein im Vorverkauf - das läppert sich! Da hat man nicht viel Auswahl… Fahrrad - das wetterabhängig ist - oder gezwungener Maßen schwarzfahren und dabei hoffen nicht erwischt zu werden.

Die Idee bei einer Kontrolle einfach keinen Personalausweis herzuzeigen, kann verdammt teuer werden - Personenfeststellung kostet 300€. Möglicherweise davon laufen? Rate ich auch nur den Menschen die wirklich schnell unterwegs sind. Wenn du Glück hast, laufen sie dir nicht nach, denn festhalten dürfen sie dich rein rechtlich nicht.

Falls du dich dann doch entschieden hast, deinen Ausweis zu zeigen und nicht das Weite zu suchen…

… "Wollen Sie´s gleich zahlen oder mit Erlagschein?" Am Besten gar nicht!

Auf die Frage, wie man die Mehrgebühren denn zahlen soll, wenn man kein Geld hat, können die Schwarzkappler nur eine Ratenzahlung anbieten. Max. 4 Monate - wobei in den ersten drei Monaten 18€ zu zahlen sind und im letzten 16€, also insgesamt 70€ - verdammt viel Geld! Wenn man nicht pünktlich zahlen kann -das steht gleich im "Ratenzahlungsangebot"- verfällt das Angebot der Ratenzahlung und es wird gleich mit einem Inkassobüro gedroht. Und versäumst du die Fristen des Inkassobüros, kann sich die Strafe ganz schnell verdoppeln.

Aber zurück zum eigentlichen Thema - viele Menschen können sich den "Luxus der öffentlichen Verkehrsmittel" nicht leisten und sind somit nicht mobil - ergo können sie kaum am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Kostenlose öffentliche Verkehrsmittel würden also helfen, den Abstand zwischen den sozial Schwächeren und der gesellschaftlichen Mittelschicht erheblich zu verringern.

Außerdem würde die Stigmatisierung durch Ermäßigungen oder Sozialpässe wegfallen und zu einem besseren Selbstwertgefühl der betroffenen Personen führen. Folglich würde dies zu einem besseren sozialen Klima führen. Eine derartige Vorreiterrolle für soziale Gerechtigkeit würde Wien zu einem noch attraktiveren und lebenswerteren Ort machen.

Statt vorrangig öffentliche Gelder in den Straßenbau zu stecken, der hauptsächlich der Mittelschicht und der Wirtschaft dient, wäre eine breitenwirksame Förderung in den öffentlichen Personenverkehr sinnvoll. Es wäre nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern würde auch das Stadtbild verbessern und mehr Platz für alternative Fortbewegungsmittel schaffen. Nicht das Individuum sondern die Gesellschaft als Ganzes wird gefördert.

Um so enttäuschender ist, dass nun sogar - trotz Rot/Grüner Stadtregierung - eine Öffi-Preiserhöhung von rund 13 Prozent droht. Auch wenn sich die Grünen aus Koalitionsräson in vielen Fragen mit der SPÖ arrangieren müssen, ist es inakzeptabel, dass aus der versprochenen 77%igen Verbilligung der Öffis (100€ Jahreskarte) nun eine satte Steigerung von 13 Prozent werden soll.

Einmal mehr scheint sich zu zeigen: Papier ist geduldig, besonders wenn Wahlversprechen etablierter Parteien darauf verewigt werden.

Jennifer Zack