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Literaturempfehlung: Wider die Frau. Zu Geschichte und Funktion misogyner Rede

  • Wednesday, 9. March 2011 @ 10:32
Drei grundlegende Fragen stellen sich Andrea Geier und Ursula Kocher zufolge in Hinblick auf die Misogynität von Aussagen und Redeweisen: „1. Was genau macht eine Aussage zu einer misogynen? 2. Wie ist sie auf einen Sprecher (und/oder AutorIn) zu beziehen? 3. Welche Rolle spielen Kontexte (z. B. Wissensfelder, Gattungs- und Diskurstraditionen?“

Antworten auf die Fragen-Trias suchen die Beitragenden eines von ihnen herausgegebenen Sammelbandes „zur Geschichte und Funktion misogyner Rede“, der unlängst unter dem Titel „Wider die Frau“ erschien. Dabei stellt der Band Misogynie als „plurales und facettenreiches Phänomen“ vor, „das weder universal gilt noch eng zu definieren ist“. Die Mehrzahl der Beitragenden befasst sich mit Frauenfeindlichkeit in diversen Erzeugnissen der europäischen Kultur- und Literaturgeschichte sowie in deren Musik und in der bildenden Kunst. Jan Rüdiger zeichnet etwa die „diskursive Formation von Herrschaft im mediterranen Mittelalter“ nach, Corinna Heipcke interpretiert „die Etablierung einer Autorinnenfunktion im ausgehenden 18. Jahrhundert als strategische Übernahme misogyner Rede“, Rebecca Grotjahn geht der Funktion frauenfeindlicher Rede in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ nach, Urte Heldusers Untersuchung gilt der „Geschlechterrhethorik der literarischen Moderne um 1900“ und Mitherausgeberin Andrea Geier beleuchtet den Zusammenhang zwischen „Verkleidungsmotiven und misogyne Rede in Gotthold Ephraim Lessings Komödie ,Der Misogyn’“.

Gegenwärtiger Misogynität gelten die Beiträge zweier Männer: Jörg Fichtner zeigt auf, wie sich „die ganz neue Väterlichkeit durch Mutterdenunziation“ profiliert, und Simon Möller arbeitet „mediale Modernisierungsstrategien misogyner Rede“ heraus.

(Übernommen aus: Literaturkritik.de, Nr. 12, Dezember 2010)