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Nachruf auf den Antifaschisten Erich Gordon

  • Saturday, 18. December 2010 @ 15:03
Antifaschismus Auszug aus der Trauerrede, die Fritz Propst, bei der Verabschiedung von Erich Gordon gehalten hat.

Erich war ein guter Schüler und seine Eltern ließen ihm im Wasagymnasium studieren. Doch eines Tages durften seine Schulkollegen nicht mehr mit ihm sprechen, auch gute Freunde wandten sich von ihm ab. Der weitere Besuch des Gymnasiums wurde ihm untersagt. Man möge sich vorstellen, was da in einer Kinderseele vor sich geht.

Das Leben in seiner Heimat wurde ihm unerträglich.So kam er im Jänner 1939, wie hunderte andere Kinder nach Éngland. Er war gerade 15 Jahre alt geworden und bald fand er auch den Weg in das „Austrian Centre“ und zum „Young Austria!“ Da gewann er neue Freunde und eine neue Persdpektive für sein weiteres Leben. Der Kampf um die Befreiung Österreichs, jenes Landes, in dem er geboren wurde und aufgewachsen ist, aus welchem ihn die Nazis und vertrieben hatten. Der Kampf um ein freies und unabhängiges Österreich - dies war nun sein Ziel, unser Aller Ziel.

(...)

Das „Free Austrian Movement“ (FAM) verlangte die Zulassung einer bewaffneten Einheit im Kampf gegen Hitlerdeutschland. Ab 1943 erhielten wir die Erlaubnis, in die kämpfenden britischen Einheiten eintreten zu dürfen.

Im Auftrag von FAM rief ich die österreichische Jugend auf, mit mir in die britische Armee einzutreten und Erich Gordon war unter den ersten, die auch einberufen wurden. Erich wurde in den Niederlanden eingesetzt und bei einer gewaltigen Schlacht erhielt er eine schwere Schulterverletzung.

Nach Ausheilung wurde er als untauglich klassifiziert und als Dolmetscher eingesetzt. Als solcher kam er als erster österreichischer Soldat im Juli nach Wien. Er wurde als Staff Sergeant unter einem Offizier für den Interpreter Pool in der Alliierten Kommisson im Schloss Schönbrunn verantwortlich gemacht. Ich kam von Deutschland transferiert im Dezember 1945 nach Wien und bekam von der Kommanmdatur den Auftrag mich bei Staff Sergeant Gordon im Dolmetscher Pool zu melden. Am Weg dorthin übeerlegte ich, wie denn der Mann sein würde. Hoffentlich gibt’s gute Zusammenarbeit. Wir bekamen beim Eintritt in die britische Armee zu unserem Schutz im Falle der Gefangennahme einen englischen Namen und ich wußte ja nicht, dass Erich Goldhammer jetzt Gordon hieß. Beim Eintreten erhob ich meine Hand zum Salut und mit erhobener Stimme schnarrte ich: „Staff Sergeant Gordon, Sergeant Parker reports for duty“. Erich lachte und sagte: „ Servas Hansl, willkommen in Wien“!

Ja, das war Erich, ein ruhiger, bescheidener und freundlicher Bursche - und das blieb er auch sein ganzes Leben. Wir beide haben 1947 abgerüstet und gingen dann berufsmäßig verschiedene Wege.

Im Jahr 2007 erhielt Erich, gemeinsam mit den damals noch lebenden 15 Young Austria Soldaten, das Goldene Verdienstzeichen für große Verdienste um das Land Wien. Nach Erichs Tod sind wir nur mehr 6 Mann.

Erich war weder ein großer Künstler, noch Wissenschafter oder gar ein Mitglied einer Regierung. Er war auch kein Weinbauer. Aber er war in der Tat ein großer Österreicher, der sein Leben für die Befreiung seiner Heimat eingesetzt hat, ein Freiheitskämpfer und Vorbild für alle Österreicher. Er hat für sein Österreich, das ihn als kleiner Junge aus dem Lande gejagt hat, sein Leben eingesetzt.

Erich, ich salutiere vor Dir!