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Der Pizzakoch, sein Steuerberater und die Wiener SPÖ

  • Friday, 17. December 2010 @ 14:52
Wien-Politik Es war einmal. Es war einmal eine Pizzeria. Der Chef der "Pizzeria Fantastico", Renato, war aber mit dem Gewinn, welche seiner Pizzeria abwarf, nicht wirklich zufrieden. Der Gewinn, so Renato, sei viel zu mickrig. So bat er einen Freund, der ein bekannter Steuerberater war, um Hilfe.

Der Steuerberater hatte auch schnell eine gute Idee. Die Pizzeria richtete einen Lieferservice ein. Die Einnahmen dieses Lieferservices wurden zu 100 Prozent dem Gastronomiebetrieb "Die flotte Pizza" zugeschrieben. Die Ausgaben des Lieferservices (inkl. der Gehälter der Angestellten, die in der "Pizzeria Fantastico" arbeiteten) wurden aber zu 100 Prozent in der Buchhaltung der "Pizzeria Fantastico" verbucht.

Am Jahresende präsentierte Renato seinen Kunden seine aktuelle Bilanz für die "Pizzeria Fantastico", in der feinsäuberlich Ausgaben und Einnahmen aufgelistet waren. Jede und jeder konnte sehen, dass die Pizzeria vom Zusperren bedroht war, wenn es zu keiner Erhöhung der Preise kommen würde. Da fügten sich auch die Stammkunden den Notwendigkeiten.

Renato war glücklich und zufrieden: "Die flotte Pizza" machte reichlich Gewinn und nun war sogar eine Preiserhöhung in der Fantastico problemlos vom Stammpublikum geschluckt worden.

Sehr ähnlich diesem Märchen agiert die SPÖ-Wien, wenn es um die Gebührenpolitik in Wien geht. Dem Vorwurf der Rathausopposition, im Bereich der Müll-, Kanal- und Abwassergebühren werden Jahr für Jahr Gewinne erzielt, kontert die SPÖ wie folgt: Es sei falsch, so SP-Gemeinderat Erich Valentin, "zu den Gebühreneinnahmen (im Ver- und Entsorungsbereich) auch die gesamten Einnahmen aus sonstigen Leistungserlösen - wie etwa Einnahmen aus der getrennten Sammlung von Müll bei der MA 48", hinzu zu rechnen.

Und zudem, so Valentin, können die "sonstigen Leistungserlöse" nicht zu den "normalen Erlösen" hinzugerechnet werden, weil diese "sonstigen Leistungserlöse" Schwankungen unterliegen, was die Gebührengestaltung äußerst unzuverlässig und sprunghaft machen würde. Und letztlich würde solch eine Vorgangsweise - so der SP-Mandatar - sogar die verlässliche und nachhaltige Versorgung gefährden.

Es könne daher - so Valentin - festgehalten werden: "Die Stadt Wien hebt keine zu hohen Gebühren ein und produziert keine Überschüsse auf Kosten des Gebührenzahlers", denn Sondererlöse sind eben Sondererlöse. Dass die Leistungen von der Gemeinde bzw. der MA 48 erbracht werden braucht einen SPÖ-Mandatar ja nicht weiter zu kümmern.

Die Moral von der Geschicht: Ob und wie lange das Finanzamt dem seltsamen Treiben der "Pizzeria Fantastico" zugesehen hat, ist unbekannt. Und offen ist ebenfalls. wie lange sich die Wiener und WienerInnen mit miesen Buchhaltungstricks noch verarschen lassen werden.

Zum Thema siehe auch 1 Milliarde Euro Überschüsse aus Gebühren