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Im Gedenken an die Opfer und die WiderstandskämpferInnen gegen den Faschismus

  • Tuesday, 2. November 2010 @ 11:25
So wie jedes Jahr fand auch am 1. November 2010 eine vom KZ-Verband organisierte antifaschistische Gedenkfeier am Zentralfriedhof statt.

Auftakt war um 15 Uhr beim Republiksdenkmal am Zentralfriedhof, danach gab es eine weitere kleine Gedenkkundgebung bei der Gruppe 40. An beiden Orten legte die KPÖ-Delegation Kränze im Gedenken an die Kämpfer und Kämpferinnen gegen Faschismus und Krieg nieder.

Nachfolgend dokumentieren wir die Rede von Albert Dlabaja, dem Bundesvorsitzenden des KZ-Verbands.


Liebe Kameraden. Liebe Freunde. Liebe Anwesende.

Wie jedes Jahr haben wir uns auch heute, an diesen, unseren Totengedenktag zusammengefunden, um jenen Frauen und Männern zu Gedenken und Danken, die unter Einsatz ihres wichtigsten Gutes, ihres Lebens, für die Wiedererrichtung ein freies und unabhängiges Österreich gekämpft haben und viele von ihnen gestorben sind, damit wir heute hier stehen können.

Wir gedenken heute, 65 Jahren nach dem Sieg über die Nationalsozialistische Barbarei mithilfe der Alliierten, aller Opfer, die in die Verfolgungs- und Tötungsmaschinerie des nationalsozialistischen Regimes gerieten. Wir gedenken derer, die im politischen Widerstand ihr Leben opferten, der Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Homosexuelle, religiösen Gruppen, Künstler, Wissenschaftler und alle, die als sogenannte Feinde des Nationalsozialismus herabgewürdigt und getötet wurden.

Auch den zunächst überlebenden Kameradinnen und Kameraden des Nazi – Terrors die durch ihr Alter und den erlittenen körperlichen und seelischen Wunden verstorbenen, wollen wir hier und heute ein ehrendes Andenken zollen.
Wir wollen aber, aus aktuellem Anlass, auch jener Patrioten gedenken, die Verfolgte und von Abschiebung, Deportation in Gefängnisse und Konzentrationslager bedrohten Mitmenschen, trotz Androhung von Bestrafung, Schutz und versteckte Unterkunft gewährt haben. Es ist mir ein Bedürfnis auch unseren langjährigen Bundesobmann des KZ-Verbandes und Ehrenobmann der F.I.R. Oskar Wiesflecker zu gedenken der am 6. Dezember 2009 von uns gegangen ist.
Wir wollen dieses Gedenken nicht als Ritual sehen, sondern als offenes Bekenntnis und Dankbarkeit für ihren Mut und Standfestigkeit in sicher sehr schweren Zeiten, von denen wir Nachgeborenen nur voll Demut und Anerkennung erfüllt sein können.

Ich ersuche nun um eine Gedenkminute für unsere toten Kameraden.

Liebe Kameraden. Liebe Freunde.

Holocaust und Massenmord waren keine Naturkatastrophe; auch keine höhere Macht ist dafür verantwortlich zu machen. Daran müssen wir uns stets erinnern und Wege finden, diese Verbrechen der nachwachsenden Generation zu erklären. Erfreulicherweise gibt es heute unter jungen Leuten ein großes Interesse daran. Junge Leute wollen wissen, was geschehen ist und warum es geschehen konnte. In diesem Jahr hat das Parlament zur Gedenkfeier am 5. Mai schon Wochen vorher junge Leute zu einer Jugendbegegnung eingeladen. Die haben sich mit dem Nationalsozialismus und mit den Folgen im Konzentrationslager Mauthausen auseinandergesetzt und darüber einen DVD produziert und in einer schriftliche Dokumentation ihrer Eindrücke verfasst. So wird hier ein Grundstein für die Jugend gelegt sich mit Faschismus, Fremdenhass, Intoleranz, Antisemitismus und Rassismus auseinander zu setzen und so vielleicht resistent für rechtsradikale Demagogie zu werden.

Ich appelliere daher an alle politischen Kräfte dieses Landes: Tun Sie alles, um jungen Menschen den Wert der Demokratie vor Augen zu führen und sie für die aktive Teilnahme an der Demokratie zu begeistern! Die Alternative würde lauten: Radikalisierung und gesellschaftliche Spaltung, die letztlich ein gesamtes Gemeinwesen in den Untergang führen kann! Der dramatische Beweis dafür, dass das möglich ist, wurde in der Zeitgeschichte unseres Landes bereits erbracht.

Liebe Kameraden. Liebe Freunde.

Wir dürfen keinen Millimeter nachgeben, wenn unverantwortliche und geschichtslose politische Mitbewerber einen weniger strikten Umgang mit den Verbotsgesetzen fordern. Es kann keine "neue" Bewertung der Verbotsgesetze geben, weil die "alte" Bewertung nichts von ihrer Gültigkeit verloren hat! Jeder, der die eindeutige und klare Haltung zu unserer Vergangenheit vermissen lässt, handelt zum Schaden dieser Republik, ihrer Menschen und ihrer Zukunft! Nichts an der Zäsur des Jahres 1945 ist aktueller als die eindeutige Abgrenzung der wiedererstandenen Republik vom Gedankengut und vom politischen Irrweg der der Jahre 1934 bis 1945!

Je weiter der Holocaust in die Vergangenheit rückt, je weniger Zeitzeugen unter uns leben, je mehr Menschen in unserer Gesellschaft leben, die anderer Herkunft sind, andere kulturelle Wurzeln und eine andere Sozialisation haben, desto wichtiger wird es, das Bewusstsein für die besondere geschichtliche Verantwortung Österreichs wachzuhalten. Dazu gehören der Erhalt und die Pflege authentischer Orte, Orte, an denen wir dem Leid der Opfer nachspüren können, genauso wie Orte, an denen sich die Verbrechen der Täter dokumentieren lassen. Ein solcher Ort muss das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes sein. Hier werden nationalsozialistischen Verbrechen konkreten Adressen und Personen zugeordnet, hier wird die österreichische und europäische Dimension der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft sichtbar, hier wird erfahrbar, von wo aus und von wem die Befehle zu millionenfachem Mord ausgingen; darunter auch der Befehl, Auschwitz zu errichten, Anfang 1940, vor genau 70 Jahren.
Jetzt wird es auch höchste Zeit, aus dem 8. Mai einen nationalen Feiertag zu machen, denn seine Bedeutung wird nach wie vor nicht allgemein anerkannt.
Vor 65 Jahren erlebte die Menschheit am 8. Mai 1945 die endgültige militärische Zerschlagung des deutschen Faschismus. Dieses Datum markiert den Sieg über das menschenverachtende Regime des Hitler-Faschismus. Die faschistischen Weltherrschaftspläne wurden durch das gemeinsame Handeln der Antihitlerkoalition gestoppt.

Es waren die Angehörigen der Streitkräfte der Alliierten, vor allem die Angehörigen der sowjetischen Armee, die die Hauptlast des Krieges trugen, die diese Bedrohung auch militärisch zerschlugen.
Es waren die Partisanen und Widerstandskämpfer in allen vom deutschen Faschismus okkupierten Ländern, die ihr Leben einsetzten für die Freiheit ihrer Heimat.
Der 8. Mai 1945 ist damit der Tag der Befreiung für alle vom deutschen Faschismus bedrohten Völker, für die Inhaftierten der faschistischen Konzentrationslager, die noch in der Agonie des NS-Regimes auf Todesmarsch geschickt worden waren, für die Zwangsarbeiter, die in verschiedenen Formen Sklavenarbeit für die deutsche Industrie, die Landwirtschaft und Kriegspolitik leisten mussten, für die Nazigegner in Österreich selber.

Wir erinnern anlässlich dieses Jahrestages auch daran: Der 8. Mai 1945 markiert den Beginn einer neuen Politik in den internationalen Beziehungen. Die Gemeinsamkeit des Handelns aller Nazigegner schuf die Grundlage für die Gründung der Vereinten Nationen und die Fixierung von Grundlagen des Völkerrechts, die die Basis für die Verfolgung und Verurteilung der Hauptkriegsverbrecher im Nürnberger Tribunal darstellten. Die gemeinsame Losung aller Antifaschisten hieß damals "Nie wieder!"
Gemeinsam mit den Angehörigen heutiger Generationen handeln wir gegen Neofaschismus und extreme Rechte, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus, gegen Krieg und Terrorismus sowie deren gesellschaftliche Wurzeln.

Ausgehend von der Gemeinsamkeit im Handeln gegen die faschistische Barbarei treten die Mitgliedsorganisationen der FIR, wie der KZ-Verband, heute ein für Frieden, für politische und soziale Menschenrechte für Demokratie.
So schaffen wir eine "neue Welt des Friedens und der Freiheit!"
Unsere Großeltern, Mütter und Väter haben die Trümmer des Krieges beseitigt. Nehmen wir uns an ihnen ein Vorbild, wie sie durch entschlossene, mutige und gemeinsame Haltung Österreich aufgebaut haben. An uns liegt es, diese Werte weiter zu führen.

Liebe Kameraden. Liebe Freunde.

Aber auch die Opferverbände, an erster Stelle der Bundesverband österreichischer AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband-VdA) haben sich in der Vergangenheit und werden sich auch in Zukunft immer und überall für die Opfer bzw. Helden des Widerstands und ihren Nachkommen mit aller Kraft einsetzen. Das verspreche ich, Albert Dlabaja, als neugewählter Bundesvorsitzender des KZ-Verbandes.
Wir erneuern unser Versprechen, dass wir das, was in der Vergangenheit geschehen ist, nicht vergessen. Wir wissen um die Verpflichtung, jede Form von Fremdenhass, Intoleranz, Diskriminierung, Ausgrenzung und Antisemitismus entschieden zu bekämpfen.