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Hilfe! – Wer schützt uns vor dem HC – Superman?

  • Thursday, 28. May 2009 @ 23:20
Mein Staunen war sehr groß, als ich gestern meinen Briefkasten öffnete, denn neben der üblichen Werbung, befand sich auch ein Brief der FPÖ, welcher an mich adressiert war in ihm. Unter einem grinsenden Strache, welcher sich vor einer Österreich Fahne positionierte folgte die Einleitung dieses Briefes, der ebenfalls ein kleines Comic Heftchen enthielt: Lieber Bernhard! … „In diesem Comic geht es um DICH und die EU. Dabei ist dieses „Heftl“ keine Parteiwerbung. Keine EU – Propagandaschrift. Auch keine öde Belehrung, wie super die Europäische Union ist. Also keine ausgemachte Brüsselei! … Manches haben wir ein bisschen übertrieben ;-)! Aber erstens sollst Du dir ja selbst Deine Meinung bilden und zweitens: Was heute übertrieben scheint, kann morgen schon wahr sein!“ - Mit dieser „hippen“, jugendlichen Einleitung begann das Comic, welches die FPÖ wegen des EU – Wahlkampfes ausschickte. Der Inhalt, der zu Beginn einfach nur merkwürdig war, wurde im Laufe der Handlung (wenn man die Vorgänge in diesem Heft so nennen kann) immer rassistischer. So spielt die Geschichte in der (nahen?!) Zukunft: Der Zentralplanet (er steht für Brüssel) kontrolliert immer mehr Mitgliedsplaneten (sie stehen für die EU Mitgliedsstaaten). Die meisten dieser Planeten wurden schon vom bösen Zentralplaneten unterjocht, einzig und alleine der „blaue Planet“ (Österreich) widersetzt sich den Vertrag von Lissabon zu unterschreiben und sich somit „zu unterwerfen“. So vertreibt beispielsweise ein muskelbepackter HC - Superman mit einem Haufen von blauen, Zigaretten rauchenden und Bier trinkenden Tieren den bösen EU Vertreter, welcher den Österreichern das Geld, die Neutralität und das gute Bier – sprich alles was sie lieben, wegnehmen will! Um dies zu unterstreichen bestellt Strache dann auch noch DREI Bier…

Dazwischen wird auch Werbung für eine gewisse Kron / Zeit bzw. en / ung gemacht. In diesem Zusammenhang rät der Super HC mehr als den eigentlichen Preis zu zahlen, da „diese Zeitung was wert ist“, denn man kann doch nicht glauben was in einer Zeitung aus rosa Papier steht.

Im Laufe der Handlung kommt der Superman dann noch zum „grauen Planeten“, der schon vollkommen unter der Kontrolle der EU steht. Auf ihm herrschen schier furchtbare Zustände: Aus den Häusern hängen türkische Fahnen und rote Flaggen auf denen Hammer und Sichel zu sehen sind. Die Straßen werden von kiffenden Linksextremisten und fundamentalistischen Moslems unsicher gemacht. An jeder Wand sind anarchistische Graffitis und Plakate auf denen Steinigungen von Ehebrechern, Schweinefleischfressern und Biersäufern angekündigt werden. Doch gleich bei seiner Ankunft wird der Strache – Superman von einem gewissen „HC Stra Che“ gewarnt, ja nicht mit „Grüß Gott“ zu grüßen, da man ja „umgevolkt“ (!) worden ist.
Großzügig bietet HC 1 HC 2 an doch mit zum „blauen Planeten“ zu kommen, da man dort als Asylwerber in Saus und Braus lebt, HC 2 lehnt jedoch ehrenhaft ab, immerhin möchte er nicht seine Leute im Stich lassen und seine Großmutter hatte nach dem Krieg auch nicht das Land verlassen, sondern es aufgebaut.

Im Finale versucht der böse EU Vorsitzende die blauen Recken von der EU zu überzeugen – natürlich vergeblich. Dennoch wird der EU – Vertrag unterzeichnet, der österreichische Adler in Rente geschickt und das Wasser aus Österreich abgepumpt. Auch Straches Haus, das vorher ein blühender Baum war wurde nun zum internationalen Asylantenzentrum! Wer nun denkt, die blauen Superhelden würden resignieren, irrt, sie kämpfen weiter für die Zukunft ihrer Kinder und ein Österreich ohne Fremdherrschaft!

Als ich mir dieses Heft (welches von der FPÖ ernsthaft als politische Bildung angepriesen wird) durchlas, konnte ich zunächst nicht glauben, dass das Gedruckte ernst gemeint ist. Denn dieser Comic quillt von Lächerlichkeit, falschen Behauptungen, Vorurteilen und vor allem Rassismus über. Es ist erschreckend zu sehen, dass so ein Schund in Österreich überhaupt abgedruckt werden darf, hinzu kommt hier natürlich auch die Tatsache, dass dies von Steuergeldern finanziert worden ist.
Diese Tatsache ist meiner Meinung nach jedoch nicht so heftig wie der ungleich viel schlimmere Inhalt. – Es wird Fremdenhass und Angst geschürt, die FPÖ selbst stellt sich als einzige Partei da, welche für die Menschen (natürlich nur wenn diese „100 % Österreicher“ sind) einsetzt. Alle anderen Parteien dienen den abgehobenen EU Bonzen und den „durch und durch bösen und kriminellen Ausländern“.

Als wäre dies nicht schlimm genug, so haben die Blauen dieses Heft konkret an rund 500 000 Jugendliche im Alter zwischen 16 – 23 geschickt, um diese für die EU Wahl zu gewinnen. Von der FPÖ ist das einfach nur schäbig, die Existenzängste der Jugend, wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsknappheit, etc für ihre Propagandazwecke zu missbrauchen. Und auch wenn dieses Heft dermaßen rassistisch und durchschaubar ist, so ist dennoch zu fürchten, dass die FPÖ, ganz im Sinne eines „Rattenfängers“ die Stimmen von verzweifelten Jugendlichen bekommt!

Dem gilt es zweifelsfrei entgegenzuwirken, indem sich Jugendliche, die (berechtigt) Angst um ihre Zukunft haben politisch informieren und gemeinsam sachlich über Probleme in Österreich und über die EU diskutieren.

Dennoch drängt sich die Frage auf: Hilfe! – Wer schützt uns vor dem HC – Superman? Die Antwort auf diese Frage ist schnell gegeben: Wir selbst! - Indem wir uns, wie schon vorher erwähnt, politisch informieren um zu verstehen wie durchsichtig das Programm der FPÖ ist; indem wir klar gegen Rassismus und Ausgrenzung Stellung nehmen; indem wir nicht den blauen Lügen glauben schenken und indem wir sie nicht bei der Europaparlamentswahl am 7. Juni wählen!

Von Bernhard Gaishofer, ein Aktivist der Kommunistischen SchülerInnen Initiative

Fragen und Kontakt: ksi@kpoe.at