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…… in Österreich, zweitausendneun

  • Thursday, 14. May 2009 @ 19:42
Eine kleine Gruppe schwarz gekleideter Personen marschierte in Oberösterreich bei einem ehemaligen Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen auf. Sie schrieen nationalsozialistische Parolen. Sie hoben ihre rechten Arme zum „Hitlergruß“ und das alles vor den Augen ehemaliger Häftlinge, ebendieses Lager. Nun bedenke man, dass sich diese Szene keineswegs während der Diktatur der Nationalsozialisten abgespielt hat, sondern erst vor wenigen Tagen, in Österreich, zweitausendneun.

Man muss sich diese Situation noch einmal vor Augen führen, bevor man es wirklich glauben kann: Ehemalige Häftlinge, welche von den Nationalsozialisten in Konzentrationslagern eingesperrt und gequält worden waren, kamen, teilweise aus der ganzen Welt, nach Österreich um gemeinsam den Opfern dieser Diktatur zu gedenken und an die Verbrechen zu erinnern. Doch mitten in dieser Gedenkveranstaltung geschieht die vorher beschriebene Szene! Natürlich waren die Beteiligten, welche diese Verbrechen am eigenen Leib ertragen hatten, zunächst geschockt. Schließlich gelang es einem Beteiligten jedoch einem der vermummten Neonazis die Sturmhaube vom Kopf zu reißen.

– Dadurch konnten schon nach wenigen Tagen die Täter gefunden werden. Bei ihnen handelte es sich um eine kleine Gruppe von 14 – 17 jährigen Jugendlichen aus Oberösterreich. Nach der ersten Befragung kam heraus, dass diese Jugendlichen in keiner rechtsradikalen Gruppe organisiert sind, jedoch war die Begründung für die Tat mit einem Wort zu beschreiben: „Provokation“. Dies war der Grund, weshalb die Jugendlichen diese Aktion durchführten, sie wollten provozieren.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum diese kleine Gruppe nationalsozialistische Wiederbetätigung, in einer so scheußlichen Form, als Provokation praktiziert?
Es reicht nicht, dass man diesen Vorfall als „einfachen Lausbubenstreich“ negiert und verharmlost. Also was veranlasst Menschen, welche keinen sichtbaren rechtsradikalen Hintergrund haben, zu solchen Taten? Eine richtige Antwort auf diese Frage zu geben fällt schwer, trotzdem kann man zweifelsfrei sagen, dass die immer größer werdende Salonfähigkeit von rechtsradikalem Gedankengut in Österreich einen beträchtlichen Teil dazu beigetragen hat.

So wird leider immer öfter die Meinung lauter einen „Schlussstrich“ zu ziehen, die „Vergangenheit ruhen zu lassen“ und die Zeit des Nationalsozialismus zu vergessen. Noch extremer, leider aber nicht seltener, ist die Auffassung, dass „bestimmte Teile des Nationalsozialismus“ gar nicht so schlecht waren, wie alle behaupten. (Die „Jungen“ haben ja in dieser Zeit nicht gelebt und deshalb keine Ahnung.)

Begünstigt werden solche Meinungen dadurch, dass diverse rechte Parteien in Österreich, wie beispielsweise die FPÖ, die Aufhebung des Verbotsgesetzes fordern, da es die Meinungsfreiheit „einschränkt“. Ebendiese Partei zeigt auch immer, insbesondere in Wahlkampfzeiten, dass sie für einen radikalen „Ausländer raus – Kurs“ steht. Doch statt, dass die anderen Parteien versuchen dem entgegen zu wirken, machen sie munter mit und versuchen teilweise sogar die FPÖ rechts zu überholen…

Auch wenn dies keine gesamte Antwort auf die Frage „Warum?“ war, so ist dies eindeutig ein großer Faktor, welcher in Zukunft auch noch größer werden wird, in Österreich, zweitausendneun.

Fragen und Kontakt: ksi@kpoe.at