Gewaltige Verhältnisse
- Monday, 24. November 2008 @ 05:27
Bärbel Mende-Danneberg Diesmal bekommt die Kampagne gegen Gewalt an Frauen aber eine besondere Note: Während Frauen seit Jahrzehnten um ihre schmaler werdenden finanziellen Ressourcen ringen und gegen strukturelle und persönliche Gewaltverhältnisse ankämpfen, brechen weltweit die unregulierten Finanzmärkte zusammen und es fließen -zig Milliarden zu seiner Rettung bergauf zu den Spitzenbankern und Spekulationsgewinnern. Es sei kein Geld da – dieses Argument, mit welchem soziale Anliegen bisher abgewiegelt wurden, muss heute in einem anderen Licht betrachtet werden. Während also die Gewinne der Banken und Hedgefonds jahrzehntelang nur einer kleinen Elite zugute kamen, soll jetzt für deren spekulative Verluste die Allgemeinheit aufkommen. Jahrzehnte wurden Gewinne hemmungslos privatisiert, und nun sollen die Verluste sozialisiert werden. Die von den US- und EU-Eliten zusammengestellten Rettungsaktionen zeigen, wie viel Geld plötzlich in kürzester Zeit locker gemacht werden kann – Geld, das zuvor den Frauen-, Bildungs-, Gesundheits- oder Sozialeinrichtungen vorenthalten wurde.
Die Neoliberalen versprachen, dass die steigenden Gewinne von heute die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen sind. Tatsächlich aber stirbt heute alle fünf Sekunden ein Kind an Hunger oder an den Folgen von Unterernährung, die täglich steigenden Kosten des Irakkrieges wachsen täglich um 177 Millionen Dollar, tatsächlich haben in den 191 Mitgliedsstaaten der UNO 113 Millionen Kinder unter 15 Jahren keinen Zugang zur Schule, 62 Prozent von ihnen sind Mädchen. Wie seit Jahrzehnten aufgezeigt, sind Frauen und Kinder die ersten Opfer dieser gewaltigen Verhältnisse. Dieses „Imperium der Schande“ prangerte kürzlich Jean Ziegler in seinem Vortrag im Wiener Rathaus an, den 2.500 Menschen besucht haben.
Die Finanzmarktkrise könnte Anlass geben, das herrschende System mit seinen Gewaltstrukturen und frauenfeindlichen Auswüchsen besser zu durchschauen und geeignetere Strategien gegen Hunger, Ausbeutung und Gewalt zu entwickeln. Die Hoffnung scheint nicht unberechtigt, dass sich eine neue Zivilgesellschaft gegen diese Form des Raubbaus an der Natur und den Menschen formiert. Am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, endet die Aktionsreihe gegen Gewalt an Frauen. Es käme einem Weihnachtswunder nahe, wenn den Bankrotteuren dieser frauenfeindlichen Welt die Macht entzogen und die gewaltigen Verhältnisse zum Tanzen gebracht würden.
Frauendemo gegen Gewalt:
Dienstag, 25.11.08, FrauenLesben Kundgebung: 16 Uhr Postgasse Ecke Fleischmarkt, 1. Bezirk, mit Essen + Trinken + Musik, ca. 18 Uhr Demo.