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Nachlese zur Grete Jost-Gedenkkundgebung

  • Monday, 9. February 2009 @ 10:04
Frauen Am 7. Februar fand bei der Gedenktafel der 1943 von den Nationalsozialisten ermordeten österreichischen Kommunistin Margarete Jost am Rabenhof eine Gedenkkundgebung statt.

In seiner Rede gedachte der Widerstandskämpfer und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer Alfred Ströer der Opfer des Februar ’34, die vergeblich versucht hatten, die Verfassung gegen das autoritäre Dollfuss-Regime zu verteidigen und derer Schicksale nach der Flucht aus Österreich. Die Rednerin Lisa Steininger, autonome Feministin und Freundin der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück, erinnerte in ihrer Rede der Anstrengungen der Zweiten Frauenbewegung, derer es bedurfte, bis auch die Leistungen von Frauen im Widerstand entsprechend ihren Platz und ihre Würdigung erfuhren. Frauen wurden lange nur als Unterstützerinnen von Widerstandsgruppen und nicht auch als eigenständige Persönlichkeiten wahrgenommen.

Sie stellte eine Verbindung zum Thema Rassismus und Asylpolitik heute her, indem sie der zahllosen Menschen gedachte, die täglich an den EU-Außengrenzen zu Tode kommen. Für sie liegt in der Herrenmenschenideologie der EU, die sich neben den imperialistischen Kriegen in anderen Kontinenten u.a. auch in der zunehmenden Islamophobie in den europäischen Gesellschaften äußert, eine Wurzel von Rassismus und die Notwendigkeit von Widerstand heute. Erschreckend ist es, dass über 40 % der Jugendlichen unter 30 bei der letzten NR-Wahl rechtsextreme Parteien gewählt haben. Sie forderte solidarische Zusammenarbeit mit MigrantInnen und Partizipation statt Integration als Motto der Asylpolitik.

Der Zusammenhang von Faschismus und patriarchaler Männlichkeit zeigt sich für sie auch in der Väterrechtsbewegung und im Terror der AbtreibungsgegnerInnen gegenüber Frauen. Die selbst ernannte Lebensbewegung scheut sich auch nicht, vom Babycaust zu sprechen. Mit dem Zitat der slowenischen Widerstandskämpferin Jelka „Wir wollen nicht die Asche, sondern das Feuer weitergeben!“ beendete sie ihren Redebeitrag.

Die KPÖ-Bezirksrätin Susanne Empacher aus dem 3. Bezirk sprach auch im Namen des Grete Jost Komitees, das alljährlich die Gedenkveranstaltung organisiert. Sie erinnerte an den Mut von Grete Jost, die bereits in jungen Jahren erkannt hatte, was Faschismus bedeutet. Auch heute gelte es, nicht an den Ideen von Heilsbringern anzuknüpfen, sondern selbst einzugreifen und den Traum vom selbstgestalteten Leben zu verwirklichen. Rechtsextreme Parteien haben in Österreich zu viel Platz. Stattdessen bedarf es mehr Freiräume, die jungen Menschen die Gestaltung ihres Lebens ermöglichen.

Nach der Kundgebung lud das überparteiliche Personenkomitee Grete Jost – auch schon obligatorisch – zu einem Vortrag ins Sektionslokal der SPÖ im Wildganshof, heuer mit dem Schriftsteller und Politikwissenschafter Erwin Riess zum Thema „Wie viel Rechtsextremismus ist in Österreich möglich?“. Um den heutigen Rechtsextremismus in Österreich verstehen zu können, bedürfe es ein Zurückgehen auf das Jahr 1848, so Riess, wo die Reaktion alle Freiheitsbestrebungen der RevolutionärInnen zunichte gemacht hat. Was wir heute in Österreich, mehr als in jedem anderen Land der Welt, vor uns haben ist eine hohe Akzeptanz autoritärer und antidemokratischer Strömungen, die im Gewande des klerikalen (der sich in Frauenfeindlichkeit, Homophobie, katholischem Fundamentalismus ausdrückt) und nationalen Rechtsextremismus (zu dem die von Haider und Strache entwickelten und modernisierten Spielarten des Rechtsextremismus gehören) auftreten.

In der Diskussion – an der sich alle Beteiligten, inklusive der GastgeberInnen und der Anwesenden VertreterInnen der SJ, lebhaft beteiligten – wurde eindrucksvoll der Wunsch nach Zusammenarbeit im antifaschistischen Sinne deutlich.