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Grüne Wien: Haben die Wiener Stadtwerke 90 Mio. Euro verzockt?

  • Sunday, 2. November 2008 @ 16:33
Wien-Politik Gemeinderat DI Martin Margulies (Grüne) befürchtet schlimmes – laut Recherchen der Grünen haben die Wiener Stadtwerke seit Jahresbeginn rund 90 Millionen Euro durch Börseaktivitäten verspielt. Auch bei den Fremdwährungskrediten hätte die Stadt Wien heuer 50 Millionen Euro verloren.

Die SPÖ weist die Vorwürfe zurück und beschwichtigt. Fritz Strobl, Finanzsprecher der SPÖ Wien und Vorsitzender des Finanzausschusses des Wiener Gemeinderates, stellt fest, dass in Wien "nichts verzockt oder verspielt" wurde.

Höchst interessant die Detailargumentation von Strobl, der die Aussagen von Margulies als "extreme Panikmache" bezeichnet. Die Verbindlichkeiten aus Schweizer Franken seien nun nicht fällig, es ergebe sich daher kein tatsächlicher Verlust, so Strobl.

Zum Prinzipiellen meint der Finanzsprecher der Stadt, der sich selbst und seine Experten im Rathaus offenbar als die wahren Experten am Finanzmarkt-Parkett betrachtet: „Die Fremdwährungsgebarung der Stadt Wien habe in den letzten fünf Jahren sehr viel gebracht“, so Strobl. Voller Stolz bilanziert er: „Faktum ist, dass im Laufe der letzten fünf Jahre die Fremdmittelgebarung der Stadt ein Gesamtergebnis von über 160 Millionen Euro gebracht hat".

Auf die Idee, dass das Agieren auf den Finanzmarkten „in die Hose gehen kann“, will Strobl offenbar nicht kommen. Und auf die Idee, dass mit Geld von Kommunen und öffentlichen Dienstleitern nicht an Börsen spekuliert werden sollte, kommt der rosa-rote Finanzexperte schon gar nicht.

Auch bezüglich von Aktivitäten der Wiener Stadtwerke in Investmentfonds rühmt Strobl, dass die von den Stadtwerken gezeichneten Investmentfonds von 2002 bis 2007 einen jährlichen Wertzuwachs in der Höhe von 6,8 Prozent verzeichnen haben können. "Nur wenn man jetzt verkaufen würde, müsste eine Wertberichtigung vorgenommen werden. Allerdings steht ein Verkauf jetzt nicht an", so Strobl selbstsicher wie all jene AWD-Berater, die noch vor wenigen Wochen ihre Schützlinge zum Durchhalten überredeten.

Ob überhaupt und wann die Wahrheit das Licht der Welt erblickt, ist unklar.