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Vor 5 Jahren starb Seibane Wague

  • Saturday, 12. July 2008 @ 15:03
Vor 5 Jahren starb Seibane Wague im Zuge einer polizeilichen Amtshandlung im Wiener Stadtpark. Die Reaktion des damaligen Innenministers war typisch österreichisch: Er stellte sich sofort hinter die beteiligten Beamten, beteuerte, dass alles rechtmässig abgelaufen ist.

Dann sendete der ORF-"Report" ein verwackeltes Schwarz-Weiß-Amateurvideo, welches die Wochenzeitschrift "Falter" bei einem Anrainer des Wiener Stadtparks aufgetrieben hatte. Was auf dem Band zu sehen war, erschütterte viele Menschen. Im Scheinwerfer eines Einsatzfahrzeugs lag ein Mann regungslos am Bauch - ein Amtsarzt stand mit den Händen im Hosensack daneben und eine Person stand während des Todeskampfes sogar mit seinem Bein auf dem Seibane Wague. Der Bundesvorstand der KPÖ erklärte damals in einer umfassenden Stellungnahme u.a.: "Wir lehnen alle Diffamierungen ab, die gegen Cheibane ausgesprochen werden. Sie sollen ganz offensichtlich die entsetzlichen Umstände seines Todes legitimieren, obwohl das natürlich gar nicht möglich ist. Denn nichts könnte jemals seine Tötung rechtfertigen. Es macht uns wütend, dass nachdem ein Mensch wahrscheinlich umgebracht worden ist, er auch noch posthum in den Schmutz gezogen wird. An dieser Stelle wollen wir seiner Familie unser tiefstes Bedauern und unser Beileid aussprechen. Die Stimmung in diesem Land ist verheerend. In Österreich ist es mittlerweile soweit gekommen, dass afrikanische Menschen sich nicht frei bewegen können. Für die Polizei sind sie allesamt Drogendealer gegen die jedes Mittel recht ist und von der weissen Bevölkerung werden sie bestenfalls misstrauisch beäugt. Die beiden Brandanschläge auf das Afrikakulturdorf sind ein mehr als deutliches Zeichen für dieses gesellschaftliche Klima. Damit muss endlich Schluss sein. Dagegen müssen endlich alle demokratischen Menschen ihre Stimme erheben. Dagegegn müssen wir endlich zu einem gemeinsamen Handeln kommen!"

Seibane Wague wurde 1969 geboren. Aufgrund seiner herausragendenschulischen Leistungen erhielt er vom russischen Kulturzentrum 1989 ein Stipendium für das Studium der Physik an der Patrice Lumumba Universität in Moskau. Sein Studium schloß er 1996 mit dem Bacheler of Science ab. Von Oktober 1998 bis Juni 2000 war Seibane Stipendiat des Afro-AsiatischenInstituts. Er studierte an der TU - Wien Technische Physik mit dem Ziel das Diplomstudium zu absolvieren.

Ps.: In der neuen ORF-Serie "Wiener Blut" wird übrigens jener Sanitäter zum Held stilisiert, unter dessen Füssen Seibane Wague im Juli 2003 im Stadtpark starb.

Die Rettung findet - ebenso wie der ORF - fünf Jahre später nichts mehr dabei den Sanitäter als Helden zu vermarkten. Er sei, so eine Sprecherin der Rettung, ein Sanitäter wie alle anderen auch. Und das Gericht, so Rettung und ORF, habe den Mann ja zudem vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen.

Das Video von der "Behandlung zum Tode" von Seibane Wague findet sich auf YouTube

Beschwerdemails können u.a. an den ORF-Adressen geschickt werden: mailto:kundendienst@orf.at sowie auch an: mailto:publikumsrat@orf.atschicken bzw. direkt an eines der Mitglieder: http://publikumsrat.orf.at/mitglieder.html mit Aufforderung zur Stellungnahme

PPs:

"Requiem für Seibane Wague" heißt eine neue Video-Dokumentation von Werner Eder. Zahlreiche Bilder von Veranstaltungen im Afrikakulturdorf, Protesten, Podiumsdiskussionen, den Prozessen beim UVS und am Landesgericht Wien, das Video vom Tod Seibanes und einiges mehr zeigen den Umgang von Medien und Behörden mit rassistischer Gewalt auf.

Der Film ist am Mittwoch, 16. Juli 2008, Beginn: 20.30 Uhr, bei freiem Eintritt im KINO DE FRANCE - Schottenring 5/ Hessgasse - zu sehen.

Achtung: WICHTIG! - Anmeldung bitte per Mail ist erwünscht bzw. offenbar erforderlich: seibanefilm@gmail.com

Siehe auch die Stadtzeitung Falter.

Siehe auch den aktuellen Kommentar von KPÖ-Bundessprecherin Melina Klaus