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In Erinnerung an Hedy Urach

  • Saturday, 17. May 2008 @ 13:29
Am 17. Mai 1943 wurde Hedy Urach, Mitglied des ZK der KPÖ, von den Nazi-Schergen hingerichtet.

Nachfolgend ein kurzes Portraits, entnommen der von der KPÖ im Jahr 1948 herausgegebenen Broschüre "Unsterbliche Opfer. Gefallen im Kampf der Kommunistischen Partei für Österreichs Freiheit" Hedy Urach war ein echtes Wiener Kind. In Speising gibt es noch viele, die sich des blonden Mädels erinnern. Schon in der Schule fiel sie durch ihre Begabung auf. Sie lernte spielend und war die Erste in der Klasse. Durch ihre Begabung, ihre Fantasie und ihre Gestaltungskraft setzte sie sich in der Schule vollständig durch, und das war damals viel für ein Mädel, dessen Vater ein bekannter Kommunist war.

Dann kam sie zu den Kinderfreunden. Sie war keine Stubenhockerin, sondern ein Mädel, das auch beim Turnen und beim Sport Richtiges geleistet hat. Wenn sie im Wettlauf einen gleichaltrigen Buben schlug, war sie darauf zumindestens ebenso stolz wie auf ein gutes Schulzeugnis.

Nach der Schule lernte sie die Schneiderei, denn zu Hause war nicht genug Geld, um zu studieren. In dieser Zeit ist sie zum Kommunistischen Jugendverband gekommen. Dem Jugendverband hat sie von da an alle ihre freie Zeit gewidmet. Sie hat gelesen und gelernt und geholfen, die Organisation aufzuhauen. An den Sonntagen ging sie mit den Genossen hinaus in die Berge und war mit ihnen fröhlich. Der Jugendverband war ihr Leben geworden.

Nach der Beendigung der Lehrzeit war sie kurze Zeit arbeitslos, es war die Zeit der Krise. Sie hat aber alle Arbeiten angenommen, sie arbeitete erst in einer Putzerei und später in der Schuhfabrik Michelstetter als Opankenflechterin.

Sie wurde sofort Aktivistin in der dortigen Betriebszelle. Trotz der größten Schwierigkeiten hat Hedy gemeinsam mit dem Genossen Pavlin, der später ebenfalls für seine Überzeugung den Weg zum Schafott gegangen ist, in zäher Arbeit die Betriebszelle verankert und ausgebaut. Durch ihre unermüdliche Aufklärungs- und Organisationsarbeit hat sie schließlich entscheidenden Einfluss auf die Arbeiterschaft des Betriebes gewonnen und konnte einige erfolgreiche Lohnkämpfe führen. Hedy hat damals bewiesen, dass sie wirkliche Kommunistin ist, die auch imstande ist, die Rechte der Arbeiter im Betrieb zu vertreten. Die Partei wurde auf sie aufmerksam und sie wurde auf eine Schule geschickt. Nach Beendigung der Schule ging sie mit gesteigerter Kraft an die Arbeit.

Als die Partei und der Jugendverband verboten wurden, arbeitete Hedy sofort in der Illegalität weiter, und nach dem Februar 1934 gönnte sie sich kaum mehr eine Stunde Rast. Ihre illegale führte sie oft in die Provinz, viele der Genossen kennen sie unter den verschiedensten Namen. Das illegale Leben war für sie nicht leicht. Es ist vorgekommen, dass sie mit der Adresse eines Genossen in ein weit entferntes Gebiet gefahren, um am Ziel zu hören, dass der Genosse verhaftet sei. Fremd, ohne jemanden zu kennen, hat sie doch immer die Verbindung bekommen, denn sie wusste: "Der Auftrag muss ausgeführt werden."

Trotzdem Hedy überall ihren Mann stellte, verlor sie nichts von ihrem weiblichen Wesen, verlor sie auch nicht den Sinn für Familie und Heim. Als sie einmal in der Illegalität zu einem Treffpunkt ging, da blieb sie mit einer Genossin vor einem Möbelgeschäft stehen, sah sehnsüchtig durch die Auslagenfenster und sagte: "Wann wird für uns einmal die Zeit kommen, wo wir ein so schön eingerichtetes Heim besitzen ein geordnetes Leben führen können."

Die Polizei konnte ihrer lange nicht habhaft werden. Immer wieder gelang ihr, sich der Verhaftung zu entziehen. Schließlich wurde sie aber doch festgenommen und für lange Zeit eingesperrt. Erst vor der Okkupation durch die Deutschen Faschisten wurde sie freigelassen.

Sie wurde darauf am 7. April von den Nazi neuerlich verhaftet, doch gelang es ihr nach einiger Zeit, wieder frei zu kommen. Sie nahm sofort ihre Arbeit wieder auf, und als im Frühjahr 1939 die Gestapo hinter her war, flüchtete sie aus Österreich und begab sich nach Belgien. Da sie in Belgien ihre Arbeit für die Wiederbefreiung Österreichs fortsetzte, wurde sie der damaligen belgischen Regierung als politisch gefährlich in Brügge interniert. Sie wurde auch nicht freigegeben, als die Deutschen in Belgien einmarschierten, doch gelang es ihr, auszubrechen und sich durch Deutschland zurück nach Österreich durchzuschlagen. In Kärnten hielt sie sich längere Zeit verborgen, da die Haft in Belgien krank gemacht hatte. Noch nicht genesen, kehrte sie nach Wien zurück, um hier sofort ihre Parteiarbeit wieder aufzunehmen.

Drei Tage vor dem Angriff Hitlers auf Russland wurde sie verhaftet. Hedy war sehr lange in Untersuchungshaft, sie wusste, dass ihr das Todesurteil gewiss war. Sie hat jedoch nie offen eine Träne vergossen. Sie hat es aber fertig gebracht, ihren Vater und ihre Mutter beim letzten Besuch noch zu trösten und zu lächeln.

Und furchtlos und mutig wie sie gelebt hatte, ging sie auch ihren letzten Weg zur Guillotine. Die Arbeiterschaft kann stolz sein, dass Frauen wie Hedy aus ihren Reihen vorgegangen sind.