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Mein Leben im Widerstand

  • Sunday, 9. March 2008 @ 11:39
Antifaschismus Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Genossen Fritz Propst, der – gemeinsam mit anderen – im englischen Exil für die politische Organisierung der österreichischen Flüchtlinge wirkte und der maßgeblich verantwortlich war für den Eintritt hunderter junger Österreicher und Österreicherinnen in die britische Armee. Propst selbst wurde im Gefecht schwer verletzt. Das Austrian Centre sowie Young Austria waren Teile der Organisation „Freie Österreichische Bewegung“, auf englisch: „Free Austrian Movement“ (FAM), die alle Österreicher umfasste. Die Leitung war schon seit 1941 mit den britischen Behörden in Verhandlungen, um Möglichkeiten zu erkunden, wie wir Österreicher im Rahmen der britischen Streitkräfte eine eigene militärische Einheit bilden könnten. Es wurde auch die Frage ventiliert, zur österreichischen Einheit nach Tito-Jugoslawien transferiert zu werden. Das Endergebnis dieser Verhandlungen brachte endlich im Juni 1943 die Zustimmung des britischen Kriegsministeriums, Österreicher in die britischen Streitkräfte in allen Einheiten aufzunehmen.

Damit war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich nun im Auftrag der Partei einen Aufruf an alle jungen Österreicher schrieb, den wir auf der Titelseite unserer Zeitung „Junges Österreich“ veröffentlichten. Mit diesem Artikel forderte ich alle jungen Österreicher in Großbritannien auf, zur gleichen Zeit, und in allen Städten gemeinsam, sich bei den Rekrutierungszentren der britischen Armee einzufinden, um sich zum Dienst mit der Waffe zu melden. Es waren viele junge Burschen, und auch einige Mädchen, die gemeinsam mit mir am 25. Juni 1943 vor der Drill Hall in London, der zentralen Rekrutierungsstelle, eine riesige Warteschlange bildeten. Alle britischen Zeitungen berichteten darüber und brachten auch Fotos. Ähnliches spielte sich auch in anderen großen Städten wie in Manchester, Liverpool, Leeds usw. ab. Ich musste, als ich bald darauf die Einberufung erhielt, vor das Arbeitsgericht gehen, da die Firmenleitung meines Betriebes gegen meine Einberufung Einspruch erhob (...) Meine Arbeitskollegen schüttelten den Kopf, weil ich vor Gericht ging, um in den Krieg ziehen zu dürfen. Natürlich erklärte ich ihnen, dass ich prinzipiell ein Gegner des Krieges bin, aber gerade deswegen Hitler bekämpfen wolle.

Mein Leben im Widerstand. Eine autobiographische Erzählung von Fritz Propst, Wien, Globus-Verlag 2002, ist zur Zeit vergriffen. An einer Neuauflage wird gearbeitet.

Siehe auch Exil in England