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Pensionen: Wie lebt es sich mit 692 Euro?

  • Thursday, 6. March 2008 @ 16:48
Frauen Ja, man kann Sparbirnen reinschrauben und bei kaltem Licht, das zwanzig statt hundert Watt verbraucht, die Sonderangebote studieren, die unsere EU-genormten Hausbriefkästen verstopfen. Man kann bei Hofer Hühnerflügel um 2,98 Euro kaufen und darauf verzichten, Freunde zum Essen einzuladen. Worauf kann man/frau noch verzichten? Auf Zeitungen, Bücher, auf Theaterbesuche, den Wirbelsäulengymnastikkurs für den von harter Arbeit geschundenen Rücken, auf Reisen und Internet können wir notfalls, also im Falle der Not, auch pfeifen. Die Zähne, na ja, den Rolls Royce im Mund können wir uns ja sowieso nicht leisten.

Nicht verzichten können wir auf unsere Wohnung, das Brot und die Heizung. Dies frisst aber den Großteil unseres Haushaltsbudgets auf. Laut Statistik Austria verteuerten sich die Ausgaben für Wohnen, Wasser und Energie zwischen 2000 und 2006 um 20 Prozent! Vor allem in den Haushalten von AlleinerzieherInnen und MindestrentnerInnen wird beim Heizen gespart. Die Arbeiterkammer rechnet vor, dass die Mieten in den vergangenen sechs Jahren durch die Teuerung um das Doppelte gestiegen sind. Im vergangenen Dezember schoss das allgemeine Preisniveau um 3, 6 Prozent nach oben.

Wie lebt es sich mit einer Durchschnittspen- sion von 692 Euro? Im Alter wird das Leben einsam. Vor allem für Frauen. Nicht nur, weil Männer statistisch gesehen früher sterben, sondern weil die Alterspensionen für Frauen um 40,7 Prozent hinter denen der Männer liegen. Im Schnitt bekommen Frauen 692 Eu- ro und Männer 1.158 Euro Monatspension. Bei den Invaliditätspensionen steigt der Abstand zu den Männern gar auf 43,8 Prozent. Kommunikation aber kostet Geld.

Die Pensionserhöhung, mit welcher Bundeskanzler Gusenbauer im alten Jahr von den alten Menschen Beifall für seine neoliberale Politik erhofft e, entpuppt sich nun im neuen Jahr als Peanuts. Und was haben sich die Medien, die konservativen Poli- tiker und Wirtschaftseliten das Maul zer- rissen über diese letzte Pensionserhöhung! Die Freude über die Erhöhung von 2,9 Pro- zent für Mindestpensionen – also ganze 21 Euro – macht aber längst nicht die Teuerung wett, die in den letzten Jahren insbesondere die kleinen Pensionen schmälerte, zumal es seit etlichen Jahren keine Pensionserhö- hungen gegeben hat. Zu dieser späten Einsicht kam Gusenbauer nun wohl selbst. Gusenbauer und Sozialminister Buchinger wol- len nun 100 Euro an all jene auszahlen, die weniger als 1.000 Euro monatlich zur Verfügung haben, da diese unverhältnismäßig stark durch steigende Inflationsraten getrof- fen werden. Dieser an sich unterstützenswerte Vorschlag, der eingesteht, dass die Pensionserhöhung zu niedrig war, stößt aber bei den Konservativen allenfalls auf Häme. Wirtschaftsminister Bartenstein feix- te, das mache ja gerade mal zwei Tankfüllungen aus... Wie der wohl lebt?

Fakt ist andererseits aber auch, dass der Gusenbauer- Hunderter qualitativ nichts an der Tatsache, dass 7 Prozent aller PensionistIn- nen in akuter Armut leben, jedeR zehnte PensionistIn an der Armutsschwelle lebt, verändert.

Bärbel Mende-Danneberg

Harte Fakten:

  • Zwei Drittel der Armen sind Frauen, 14 Prozent leben unter der Armutsgrenze. Davon sind 250.000 Frauen als „Working poor“ von akuter Armut betroffen.
  • 70 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen haben ein Nettoeinkommen unter der Armutsgrenze.
  • 68 Prozent der PflegegeldbezieherInnen sind Frauen.