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Rede von Raoul Narodoslavsky bei der Demo zum 12. Februar 1934

  • Wednesday, 20. February 2008 @ 12:06
Namens der Kommunistischen Partei begrüße ich Euch Alle die hier zusammengekommen sind, Sozialdemokraten, Kommunisten, Linke und Menschen, denen Freiheit und Recht ein Anliegen sind.

Wieder haben sich Menschen und Organisationen heute zusammengefunden, um der Tage des 12. Februar 1934 zu gedenken, die Lehren zu ziehen und ihre Konsequenzen daraus. Aber es ist kein großer Bogen, der von der Niederschlagung des Aufstandes gegen einen faschistoiden Führerstaat österreichischer Prägung zur Okkupation durch Nazi-deutschland 4 Jahre später führte.....

Man könnte ja sagen, ist schon lange her.... wozu die alten Geschichten aufwärmen....

Das versuchen uns die Regierenden und Scheinoppositionellen immer wieder einzureden, ...schüttet die Gräben zu.... das gemeinsame vor das Trennende stellen.... seid s brav und lasst uns das Regieren über....vergnügts Euch an TV + Donauinselfest.........

Wenn wir hier vom Maria-Restituta-Paltz, benannt nach der Ordenschwester Maria Restituta Kafka weggehen, dann trägt der Platz einen Namen, der nicht aus der roten Bewegung kommt, aber zeigt wie weit dann die Folgen des 12. Februar gingen, das 10 Jahre später eine katholische Krankenschwester unter dem gleichen Fallbeil ihr Leben ließ wie tausende Antifaschisten in der Nazizeit.

Wir gehen zum Gerlhof, der seinen Namen nach Josef Gerl trägt, einem sozialdemokratischen jungen Schutzbündler, der wegen eines Sprengstoffanschlages im August 1934 vom klerikalen Austrofaschismus „rechtskräftig“ gehenkt wurde. Einem Gemeindebau der später auch Zelle einer kommunistischen Widerstandsgruppe war, von denen 3 Genossen, Johann Sebesta, Karl Hodac und Walter Schopf ihr Leben unter dem gleichen Fallbeil wie Maria Restituta ließen

Und wir werden die Kundgebung am Höchstädtplatz haben vor dem Denkmal für die Opfer des Faschismus und den Abschluß gemeinsam in unserem Ausweichlokal im Großmannhof in der Denisgasse verbringen. Oskar Großmann war einer der führenden österreichischen Kommunisten, die nach dem Februar 34 emigrieren musste, dessen Weg quer durch Europa geprägt war vom Kampf gegen den Faschismus und dessen Lebensspuren sich in einem Keller der SS in Lyon 1944 verlieren.....

Dieser Kampf der österreichischen Arbeiter am 12. Februar war nicht die Revolution um ein sozialistisches Österreich, sonder der Kampf um die Wiederherstellung einer parlamentarischen demokratischen Ordnung, welche durch die klerikal-faschistoide Regierung Dollfuss abgewürgt wurde um einen „Ständestaat“ zu errichten. Dieser verlorene Kampf war für viele die Grundlage, sich der bereits 1933 verbotenen KPÖ im Kampf gegen Reaktion und Faschismus anzuschließen.

Stellvertretend für Viele nenne ich hier Richard Zach, 1919 geboren, Grazer Lehrer, Dichter, Kommunist, 1943 in Berlin hingerichtet.

Seine politischen Grundlagen sind unter anderem in dem niedergeschlagenen verzweifelten Aufstand der Arbeiterschaft vom 12. Februar 1934 zu suchen.

Ich nenne hier Max Muchitsch und die Genossen, die den bewaffneten Partisanen-Kampf gegen Hitler im Leobner Raum 1943 aufnahmen .......

Und es ist dieses Jahr 2008 wieder einmal ein Jubiläums-Gedenkjahr der Okkupation Österreichs im März 1938, 70 Jahre.. ein Menschenleben lang.. .ist das her... ich möchte mir nicht vorstellen, hätte.. wenn...

"..Ja, wenn der 'Führer' bloß den Krieg gewonnen hätte, was wären das für Feste gewesen: 70 Jahre Großdeutsches Reich. Die gleichen Leute, die heute gar nichts mehr über die Vergangenheit hören wollen, wären Heil-rufend mit begeistert-feuchten Augen vor ihren hakenkreuzgeschmückten Häusern gestanden, Wien beflaggt usw usw"

Der SS-Sicherheitsdienst hatte fast die gesamte Kriegszeit die Bevölkerung über ihre wahre Meinung ausgehorcht. Die Spitzelberichte beweisen: Der Großteil der Kriegsgeneration liebte den Führer Adolf Hitler, hatte in ihn fast unbegrenztes Vertrauen und war deutschnationalistisch, antisemitisch und rassistisch.

Vergessen wir nicht die Zustände, die es erlauben, dass sich noch 2005 2 FPÖ-Bundesräte betätigen: Kampl beklagt die Nazi-Verfolgung nach 1945 und Gudenus äußert Gaskammerzweifel.

Vergessen wir nicht den ehemaligen Herrn Nationalratspräsidenten Khol, der sich darüber aufregt, dass er im Fernsehen die roten Gfrieser anschauen muß, dabei aber die soziale Hängematte für die Arbeitslosen aufknüpfen mag, weil die Leut sind nur Schmarotzer Soweit zu dem Bogen, der vom 12. Februar 1934 zum 13. März 1938, vom Widerstand gegen die Naziherrschaft bis zur Befreiung im Mai 1945 führt...

Aber das ist ja nicht das Ende der Geschichte.....

Wir werden heute noch Meinungen über alle diese Zeiten hören und über unseren Kampf um soziale Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit wie wir sie meinen. Wichtig erscheint uns als KPÖ Brigittenau, heute zu dieser Feier, zu diesem Zusammentreffen unserer Meinung Ausdruck zu verleihen... das uns allen gemeinsam nicht weiterhelfen wird in einer neuen Zeit des europäischen Imperialismus, wenn wir uns gegenseitig unsere Unterschiede vorrechnen und uns wechselseitig belehren.

Hinter mir sehr Ihr eine Fahne des Republikanischen Schutzbundes aus der Steiermark. Sie ist eine Spende einer Frau aus dem Mürztal aus dem Jahr 1932. Die Losung auf der einen Seite: durch Kampf zum Sieg Schon sehr früh lernte ich im Kinderland ein Lied, der Text war

Ich trage eine Fahne, und diese Fahne ist rot. Es ist die Arbeiterfahne, die Vater trug durch die Not. Die Fahne ist niemals gefallen, sooft auch ihr Träger fiel, sie weht heute über uns allen und sieht schon der Sehnsucht Ziel!

Ich trage eine Fahne....das Rot der Arbeitermacht. Es hat die Arbeiterfahne bei Nacht mein Vater bewacht. Und hat sie mir früh übergeben, als Morgenrot stieg empor; daß wir sie zur Sonne heben bei Tag, den der Kampf beschwor.

Viele von Euch kennen dieses Lied.

In diesen umsorgten und behüteten Kindertagen habe ich noch nicht begriffen, was das alles bedeutet. Später lernte ich und begriff, dass mein Vater im Schutzbund des Februar 1934 wirklich kämpfte, dann ins Exil gehen musste und der Verfolgung ausgesetzt war und was das bedeuten kann

Und noch später begriff ich, dass wir es sind, welche die rote Fahne der Arbeiter weiterzutragen haben.

Eine der Lehren daraus.... Laßt uns zusammenstehen im Kampf um Freiheit und für eine menschenwürdige Gesellschaft.