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Hackeln bis zum Umfallen?

  • Thursday, 10. May 2007 @ 11:29
Österreich Der (angeblich sozialdemokratische) Bundeskanzler jubelt, der Arbeitsminister jubelt, die Wirtschaftskammer jubelt und der ÖGB-Chef sieht eine "Win-Win-Situation" - warum mehr als 3 Millionen Erwerbstätige trotzdem nicht lachen sollten, ist leicht erklärt. Künftig kann die tägliche Normalarbeitszeit auf zehn und die Höchstarbeitszeit (bei Schichtarbeit z.B.) sogar auf zwölf Stunden pro Tag (und damit 60 Stunden pro Woche) erhöht werden. Zustände also, die gar frappant an das 19. Jahrhundert erinnern.

Während hunderttausende zu Schundlöhnen bis zum Umfallen hackeln sollen, werden gleichzeitig hunderttausende in atypische Beschäftigungsverhältnisse abgedrängt, eine Sockelarbeitslosigkeit von unter 4 % bereits als Vollbeschäftigung bezeichnet. Gleichzeitig nimmt die Zahl jener, die trotz Erwerbstätigkeit, nicht über die Runden kommen können, kontinuierlich zu.

Klar ist jedenfalls, dass sich die Unternehmen durch die neue Arbeitszeitregelung Überstundenzuschläge für Mehrarbeit ersparen und auf Kosten der Beschäftigten einen Extraprofit einstreifen.
Katastrophal ist weiters, dass die Neuregelungen betrieblich ausgehandelt werden können - "allerdings NUR bei arbeitsmedizinischer Unbedenklichkeit". Vor allem in Betrieben ohne Betriebsrat wird der Druck enorm ansteigen.

Ob der von ÖGB-Chef Hundstorfer gerühmte Zuschlag von 25 Prozent bei Teilzeit-Mehrarbeit – derzeit leisten die 720.000 Teilzeitbeschäftigten rund 200.000 Mehrstunden – wirklich geleistet wird, steht hingegen in den Sternen - denn "der Zuschlag entfällt, wenn Mehrstunden innerhalb eines Quartals wieder ausgeglichen werden". Erwerbstätige wissen ausserdem nur allzu gut, wie viele Überstunden bei Vollzeitarbeitsverhältnissen schon derzeit nicht mit Zuschlägen abgegolten werden.

"Der Ende des 19. Jahrhunderts begonnene Kampf um den Achtstundentag und die immer dringlichere allgemeine Arbeitszeitverkürzung als einzig wirksame Gegenstrategie gegen hohe Dauerarbeitslosigkeit und Prekarisierung werden mit der Zustimmung des ÖGB zum Zehn- bzw. Zwölfstundentag konterkariert", kritisert der Gewerkschaftliche Linksblock im ÖGB.

Didi Zach, Landessprecher der KPÖ-Wien, meint: "Angesichts der enormen Produktivitätszuwächse und der hohen Gewinne, die Unternehmen in Permanenz realisieren können, bleibt die Forderung nach Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums genauso aufrecht wie die Forderung nach der sofortigen Einführung einer 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich. Und wer die Schnauze voll hat, der sollte bei der kommenden Wahl halt nicht wieder auf die falschen Versprechungen der SP reinfallen."