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Das Übel an der Wurzel packen!

  • Saturday, 14. April 2007 @ 10:02
Europa Die Zahlen sind bekannt. Während auch in Österreich 1 Million Menschen an oder unter der Armutsgrenze lebt, d. h. mit 848 Euro pro Monat auskommen muss, werden einige wenige Reiche immer reicher. 1 Prozent der Superreichen verfügt über ein Drittel des gesamten Vermögens in Österreich. International sieht die Situation nicht anders aus. Während über 800 Millionen Menschen hungern, während 1 Milliarde Menschen mit 1 Euro/Tag auskommen muss, werden die Dollar-Milliardäre immer mehr. Ermöglicht werden solch perverse Entwicklungen auch durch die Möglichkeiten, die sich an den internationalen Börsen bieten. Hedgefonds z. B., hoch spekulative Anlageformen, boomen. Laut glaubwürdigen Schätzungen war zum Jahresende 2006 ein Volumen von rund 1,3 Billionen US-Dollar in Hedgefonds veranlagt.

Wie man mit geborgtem Geld groß abkassiert

Was Spekulantion in großem Stil bedeutet zeigte sich z. B. bei der Pfundkrise im September 1992. Damals brachten Finanzhaie wie George Soros das Europäische Währungssystem (EWS) beinahe zum Einsturz. Soros und andere waren der Meinung, dass das britische Pfund überbewertet sei. Soros setzte daher große Summen – Soros selbst investierte 10 Millarden Britische Pfund (von Banken geliehenes Geld wohlgemerkt).

Zuerst versuchte die britische Notebank noch durch Stützungskäufe die Währung zu sta- bilisieren – doch alles war vergebens. Erst als Großbritannien das EWS verlassen hat, waren die Spekulanten um Soros zufrieden. Verständlicherweise – denn der Ausstieg der Briten aus dem EWS hatte zur Folge, dass das britische Pfund in den nächsten fünf Wochen fast um 15 Prozent gegen die deut- sche Mark und um 25 Prozent gegen den US-Dollar abfiel. Nach dieser rasanten Abwertung konnte Soros die geborgten Britischen Pfund zu einem niedrigeren Kurs zurückkaufen. Durch diese Spekulantion gegen das Britische Pfund wurde das Bankkonto von Soros innerhalb einer Woche um mehr als 1 Milliarde US-Dollar fetter. Doch auch die gesamtwirtschaftlichen Risiken der Börsen sind beachtlich.

Die Barings Bank z. B. war einst eine mächtige und vom Standpunkt der Bank aus „erfolgreiche“ britische Investmentbank. Riskante und unerlaubte Zins- und Währungsspekulationen eines Wertpapierhändlers führten im Februar 1995 zu einem Verlust von 1,4 Milliarden US-Dollar innerhalb eines Tages und damit zum Bankrott der Barings Bank und zum Verlust vieler Arbeitsplätze.

Ähnlich katastrophal waren die Entwicklungen bei Long-Term Capital Management (LTCM), einem 1994 gegründeten Hedgefonds, der – ausgehend von mathematischen Modellen – ebenfalls einige Jahre „erfolgreich“ tätig war. Als in Folge der russischen Währungskrise (1998) LTCM vor der Zahlungsunfähigkeit stand (einem Eigenkapital von rund 2,1 Milliarden USD stehen Verpflichtungen von unglaublichen 1,25 Billionen USD gegenüber), und ein Zusammenbrechen des amerikanischen und sogar des internationalen Finanzsystems zu befürchten war, musste die US-Notenbank mittels einer Senkung der Leitzinsen intervenieren.

Strukturen ändern statt Almosen erbitten

Das Übel an der Wurzel packen bedeutet, dass es nicht um Almosen geht. Ein Bill Gates z. B., seit Jahren der reichste Mensch der Welt, vergibt immer wieder große Summen – doch so haben in früheren Zeiten auch Kaiser und Könige agiert, vorausgesetzt, sie waren gut gelaunt.

Uns KommunistInnen geht es um eine Än-derung jener kapitalistischen Strukturen, die Leid und Elend, die Ungleichheit und damit auch Gewalt produzieren. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung wäre z. B., dass die Politik gegen Hedgefonds vorgeht. Banken in der EU könnte z. B. verboten werden, Kredite an Hedgefonds zu vergeben. Weiters könnte die EU (Investments)fonds, die in Steueroasen beheimatet sind, den Markteintritt in die EU verwehren. Alles Dinge, die relativ einfach realisierbar sind, sofern die bestimmenden politischen Kräfte dies wollen. Die KPÖ ist jedenfalls voll und ganz einer Meinung mit Attac und fordert ein Verbot von Hedgefonds durch die EU und die Einführung einer weltweiten Steuer auf Devisentransaktionen (Tobin-Tax).

Didi Zach, Landessprecher der KPÖ-Wien