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Newroz 2007 - Rede von Hüseyin Akmaz

  • Monday, 26. March 2007 @ 10:00
International Hüseyin Akmaz ist Obmann von Feykom. Die Rede wurde auf der großen Newroz-Feier in Wien am 24.3.2007 gehalten.

Ich darf Sie im Namen von FEYKOM herzlich willkommen heißen und wünsche Ihnen/euch viel vergnügen bei unserem NEWROZ-Fest. NEWROZ "Der neue Tag" bedeutet, basiert auf einer Legende aus dem Jahre 612 v. Chr. Damals tötete der sagenhafte Schmied Kawa den Tyrannen Dehak.

Nach der Befreiung von der jahrelangen Tyrannei wurden auf den Bergen Feuer als Signal des Sieges gezündet. Im Gedenken an die Erlangung der Freiheit entzünden seitdem Kurdinnen und Kurden am 21. März die traditionellen Newrozfeuer.

Durch die jahrhunderte lange Unterdrückung entwickelte sich das Newrozfest zu einem bedeutenden kurdischen Nationalfeiertag.
Dieser neue Tag symbolisiert auch den Jahreswechsel und die Wiedergeburt. An diesem Tag sind die Nächte und Tage gleich Lang. Die Natur beginnt sich zu regenerieren. Sie erholt sich mit voller Kraft aus dem Winterschlaf und gedeiht. Das Leben beginnt vom Neuen an. Es entsteht neue Hoffnung und Motivation, alles wieder vom neuen an zu packen. Dieses faszinierende Naturereignis hat seinen Einfluss auch auf uns Menschen.
Dieser Wechsel in der Natur stimmt alle Lebewesen positiv ein. Die Natur fordert uns alle heraus, sich an zu strengen, mit der Hoffnung und Kraftanstrengung einen neuen Beginn zu starten.

Die Völker des Vorderen Asiens feiern NEWROZ jeweils in unterschiedlicher Art und Weise. Sie messen ihm jeweils unterschiedliche Bedeutung zu. Während die einen in ihm Befreiung aus der Tyrannei sehen, betrachten die Anderen ihn als Tag der Wiedergeburt und Hoffnung. Das macht Newroz als Feiertag gerade so bedeutend.

Es ist für uns eine Bereicherung und Genugtuung, wenn andere Völker und Glauben ebenfalls diesen Tag feiern, auch wenn im anderen Kontext.

Ich darf noch darauf hinweisen, daß der 21. März der Tag der Anti-Apartheid und des Anti- Rassismus ist.


Liebe Gäste, Liebe Freunde

Wir können nicht tatenlos zusehen, wie man auf Kosten der Menschen in den Nahosten eine neue Weltordnung schafft, um die Ressourcen für die reiche Welt sicher zu stellen. Es dürfen keine neuen Kreuzzüge und auch keine „Heiligenkriege“ stattfinden, die eigentlich nur den Waffenproduzenten und den Energiekonzernen dienen.

Vor ein Paar Tagen haben wir an die Massaker von Halapja im Jahre 1988 gedenkt, bei dem mehr als 5-Tausend Menschen darunter viele Kinder und Frauen wiederum Opfer internationaler Interessenpolitik und arabischem Nationalismus geworden sind.
Wir protestieren gegen die Vernichtungs- Assimilationspolitik der Regierungen Türkei, Iran und Syrien und solidarisieren uns mit unserem Volk im Syrien, Iran und der Türkei.

Wir nehmen dies wiederum als Anlass und appellieren an die Regierung Asad, Erdogan und Ahmedi-Nejad die kurdische Identität anzuerkennen und Ihre Grundrechte zu gewähren.
Wir glauben nämlich, dass es ohne Anerkennung der kurdischen Identität und deren Rechte keine Demokratie, keinen Frieden und damit auch keine Entwicklung in der Region geben wird.
Der Wunsch der Türkei ein EU-Mitglied zu werden, die Entmachtung Tyrann Saddams, iranische Frauen und Jugendliche, die Mullahs zu Reformen zwingen, Kurden in Syrien, die sich gegen Baas-Regime wehren, bieten trotz Gefahren eine große Chance für eine Änderung im nahen Osten.
Eine Änderung zu Gunsten der Völker kann ein Garant für den Frieden werden. Daran glauben wir und dafür treten wir ein.

Liebe Gäste, liebe Freunde,

Wie es auch von der Medien bekannt ist, haben die Anwälte Abdullah Öcalan’s in einer Pressekonferenz Anfang März bekannt gegeben, dass die Untersuchung von Haarproben ihres Mandanten auf eine vorsätzliche Vergiftung schließen lasse.

Laboruntersuchungen der Haarproben hätten stark erhöhte Konzentrationen von Strontium und Chrom nachgewiesen, die die normalen Werte um ein vielfaches überstiegen und zu schweren Erkrankung führen könnten.

Leider haben die nationalen und internationalen Gesundheitsorganisationen keinen ernsthaften und verantwortungsvollen Umgang mit diesem humanitären Problem gezeigt Die türkischen Verantwortlichen antworteten immer wieder, dass regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen stattfänden und keine ernsthaften Probleme vorlägen.

Die Untersuchungsergebnisse der türkischen Behörden zeigen jedoch, dass diese offiziellen Informationen falsch und nicht vertrauenswürdig sind. Aus diesem Grund rufen wir die türkische Regierung dringend auf, angesichts der vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnisse verantwortungsbewusst zu handeln und erwarten, dass sie einer internationalen Expertendelegation bei ihren notwendigen Untersuchungen auf der Gefängnisinsel Imrali jede Unterstützung gewähren.

Außerdem appellieren wir auch an die österreichische Bunderregierung diesem Skandal von internationalem Ausmaß nachzugehen und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür einzusetzen, daß einer internationalen Expertendelegation auf die Gefängnisinsel Imrali entsanden wird.

Sehr geehrter Herr Präsident, Herr Minister!
sehr geehrte Frau Abgeordnete!

Wir sind entsetzt und besorgt über die Entscheidung des Beirats im Finanzministerium (BMF) am 8. März 2007, der Exportkreditgarantie für den Ilisu Staudamm im kurdischen Gebiet der Türkei ein grünes Licht zu geben.

Es ist für uns unfassbar, dass ein Land wie Österreich, das auf seine Umwelt und Kulturgüter dermaßen großen Wert legt, ein ökologisch und Menschenrechtlich nicht vertretbares Projekt wie Ilisu durchziehen möchte.

Mit einer Vergabe der Exportkreditgarantie unter diesen Bedingungen verstoßt Österreich ganz klar gegen eine Reihe von selbst gesetzten Kriterien (OECD).

Wir sprechen auch für die Mehrheit der Menschen in der Region.

Das Projekt widerspricht internationalen Standards und zentrale Fragen wie Umsiedlungsplan, Ökosystem usw. wurden bis heute ungeklärt gelassen.

Wir begrüßen es sehr, dass Deutschland dem von der türkischen Regierung aufgebauten Druck, schnell zu entscheiden, vorerst nicht nachgegeben hat. Und erwarten die gleiche Sensibilität von den Zuständigen in Österreich, was sehr zu begrüßen wäre.

Liebe Gäste, liebe Freunde

Auch in der Diaspora wollen wir ein Teil der demokratischen Gesellschaft werden. Daran arbeiten wir seit Jahren. Hier, wo sich die meisten von uns zu hause fühlen, wollen wir auch ein bewusstes, respektiertes zusammenleben führen, ohne dabei eigene Identität zu verlieren.
Das Gefühl Freunde zu haben, hat uns bei unserem Kampf für die Freiheit, für den Frieden und für die Demokratie immer gestärkt.
Daher wollen wir uns auch heute noch einmal bei allen Institutionen, Persönlichkeiten und Organisationen für langjährige Zusammenarbeit und Solidarität bedanken.
Lasst uns versuchen diesen Tag gebührend zu feiern. Dieser Tag soll uns dafür den Anlass geben, uns für den Frieden und nicht für den Krieg einzusetzen.

Im Namen von FEYKOM bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche ein unterhaltsames Fest.