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Die Glut bewahren

  • Wednesday, 14. February 2007 @ 14:30
Rede von Genossen Raoul Narodoslavsky, gehalten auf der 12. Februar Gedenkkundgebung am 11.2.2007

Werte Genossinnen und Genossen

Ich habe die Ehre, hier an diesem Platz (Höchstädtplatz), der mit der KPÖ so eng verbunden ist, namens meiner Partei zum 12. Februar 1934 zu sprechen. Als Kind eines aktiven Februarkämpfers in Gösting bei Graz und einer Frau, die 1941 in die illegale KPÖ aus verschiedensten Gründen eintrat und mit ihr bis heute verbunden ist, ist mir diese Feier eine besondere Ehre. Ich habe meinen Vater einmal gefragt, ob er und seine Gefährten sich als Helden gefühlt haben, damals... an diesem Montag und er hat es mir ganz einfach erklärt: Helden waren wir alle nicht, aber wir hatten genug, einfach genug, es war zuviel und zuoft von der Parteileitung die Parole ausgegeben worden, einmal noch.. nicht mehr weiter zurück und dann ging es immer wieder weiter zurück. Schau, die meisten von uns waren sehr jung, aufgewachsen teilweise in ärmlichen Verhältnissen, geprägt von den Auswirkungen des ersten großen Raubkrieges, der als 1. Weltkrieg bezeichnet wird.....

Die Väter an der Front und wir daheim als Kinder nix zum Essen, der Krieg aus, die Monarchie gestürzt und ein kleines Land über Nacht, aber die Hoffnung auf was Besseres, für uns Junge weit weg in Russland.... Die Älteren unter uns, die an den Fronten irgendwie überlebten und die Hoffnung heimbrachten auf eine Revolution, die der Macht von Großgrundbesitzern, Industriellen, Pfaffen und Militärs ein Ende machen würde...

Und dann 16 Jahre lang.. immer wieder... erleben müssen: wie die Reichen reich blieben und reicher wurden, die Arbeiter arbeitslos und verarmten, ausgesteuert usw und dann eine angeblich starke Partei, deren Führung Angst vor der Revolution hatte.... die es hinnahm, das der Dollfuß das Parlament wie einen Spielplatz ausräumte, die alten Tatterer in den k.uk.Uniformen herumrannten, die Adeligen sich wieder „Hoheit“ nennen ließen und noch vieles mehr, der Schandprozeß im Jahr 1927 gegen die Schattendorfer Mörder usw usw und die alltägliche Not....., nein es war einfach genug und es ist nicht einfach, wirklich ein Gewehr in die Hand zu nehmen, keine Übung sondern Ernst zu machen... „Ordnungsmacht“ zu sein, aber es war der letzte Aufmuckerer... Ja, und dann war halt keine Organisation weiter oben, die Führung fort, teilweise vor Angst in die Hosen gschissen..... und wir sind dann über geblieben.....

Legen wir es um auf heute... Nach 7 Jahren ein Nachhilfe-roter Bundeskanzler, der dort weiter macht, wo Klima aufhörte und ein Umfaller ist ??? Oder ein Ausdruck des Zustandes der SPÖ ?? Wird die Sozialabbaupille mit etwas mehr Zucker versehen, statt wie in den letzten 7 Jahren gleich direkt brutal-oral-anal-verbal??

Ein Sozialminister, bei dem nach einigen Tagen der Bart ab ist und der laut darüber nachdenkt, wenn die Leut länger leben, sollen sie auch länger arbeiten und auf Schweden verweist, wo die Leute viel länger arbeiten, aber dabei nicht sagt, dass bei uns wer mit über 50 kaum eine Chance auf eine qualifizierte Arbeit hat ??

Ein steinreicher „adeliger“ Bartenstein, der mir ausrichtet, die Legalisierung der Pflegerin für meine Mutter wird nicht mehr als 3000 € im Monat kosten und 1500€ gibt’s eh Pflegegeld, was eine Lüge ist, sie bekommt nur Stufe 4 und das sind rund 600€, also wird’s dann 2400€ kosten, wo wir nicht wissen woher nehmen........

Gleichzeitig feiern österreichische Konzerne Gewinne wie noch nie, die Zeitung NEWS verbreitet die frohe Kunde, gleichzeitig wird bei den größten Profitmachern Personal abgebaut, weil’s hier zu teuer und woanders gleichqualifiziert viel billiger ist?? Was soll aus einem Land werden, in dem die Macht über Industrie, Handel und Geldwesen in ausländischen Händen liegt ???

Soviele Paralellen zur Ursache Februar 1934 gibt es. Wer die Rede Honners zum 1. Verstaatlichtengesetz 1946 im Parlament durchliest, wird eine Passage finden, in der es heißt: die (vor 1938) Industrie war in den Händen ausländischer Machthaber und es war nicht schwer zu unterscheiden, wo ihre Interessen lagen... und wie ist das heute und jetzt ?? In München tagt aktuell eine internationale Konferenz, wo sich Politiker über Sicherheitsfragen unterhalten. Dort wird lauthals schon heute gesagt, der Kosovo müsse von Serbien abgetrennt werden und selbstständig werden. Ist das nicht eine Frage der Serben und Kosovaren??

Die NATO verlangt von ihren Mitgliedern Polen und Tschechien die Stationierung von Atomwaffen (z.B. gegen solche aus Nordkorea...) und Abhörposten Richtung Osten Warum......?? Gegen wen?? Oder besser gefragt für wessen Interessen ?? Die gleichen Interessen die heute tausende junge US-Bürger im Irak verrecken lässt für Exxon + Co und ihren Hampelmann Bush??

Soviel Fragen.................. so viele Antworten Und daraus abgeleitet, ich freue mich, dass wir hier eine Gedenkfeier gemeinsam abhalten, wir sollten öfters gemeinsam was abhalten, denn unsere Aufsplitterung ist die Stärke der Anderen. Eine Gedenkfeier heißt für uns nicht die Asche beweinen, sondern die Glut zu bewahren. Freiheit