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Das dotCommunist Manifest, Eben Moglen und die 4 Freiheiten

  • Saturday, 5. August 2006 @ 14:51
"Was haben die Skurilitäten des Urheberrechts mit Kommunismus zu tun" fragte ein Poster in einem Online Forum als Reaktion auf die KPÖ Initiative PiratInnenpartei. Die KPÖ ist seit Jahren im Kampf gegen diese "Skurilitäten" aktiv. Doch sehen wir es nicht als "Skurilitäten" sondern die laufenden Verschärfungen in Urheberrechts und Patentrechten sind im Kapitalismus systemimmanent. Der neoliberale Kapitalismus macht Alles und Jedes zur Ware. Selbst Dinge wie Wissen und Information, die praktisch ohne Kosten vervielfältigbar sind und so allen Menschen zu Gute kommen könnten. Dazu einige Gedanken aus dem Dot.Communist Manifesto von Eben Moglen, Professor für Recht und Geschichte der Columbia University und Ehrenamtlicher Anwalt und Rechtsberater der Free Software Foundation. Nicht zufällig beginnt Eben Moglen sein dotCommunist-Manifesto (Hier als Video eines Vortrages aus dem Jahre 2001. Hier in deutscher Übersetzung) mit fast den selben Worten wie das Kommunistische Manifest.

"A Spectre is haunting multinational capitalism--the spectre of free information. All the powers of "globalism'' have entered into an unholy alliance to exorcize this spectre: Microsoft and Disney, the World Trade Organization, the United States Congress and the European Commission. [..]"

Moglen brandmarkt in seiner Rede die Idee von so genanntem "Geistigem Eigentum":

"Society confronts the simple fact that when everyone can possess every intellectual work of beauty and utility--reaping all the human value of every increase of knowledge--at the same cost that any one person can possess them, it is no longer moral to exclude. If Rome possessed the power to feed everyone amply at no greater cost than that of Caesar's own table, the people would sweep Caesar violently away if anyone were left to starve. But the bourgeois system of ownership demands that knowledge and culture be rationed by the ability to pay."

Übersetzt:

Die Gesellschaft sieht sich mit der schlichten Tatsache konfrontiert, dass der Ausschluss vom Besitz schöner und nutzbringender intellektueller Erzeugnisse – und von dem Wert all dieser Wissenszuwächse für die Menschen – nicht länger der Moral entspricht, wenn jedermann sie zu den gleichen Kosten wie jede Einzelperson besitzen kann. Hätte Rom die Macht gehabt, jedermann zu ernähren, ohne dass daraus weitere Kosten als die entstanden wären, die für Cäsars eigene Tafel zu zahlen waren, hätte man Cäsar mit Gewalt verjagt, wenn noch irgend jemand hätte verhungern müssen. Das bürgerliche System des Eigentums verlangt jedoch, Wissen und Kultur nach Maßgabe der Zahlungsfähigkeit zu rationieren.

(Vergleiche dazu auch die Argumente 4 und 5 aus dem Text 11 Argumente gegen so genanntes "Geistiges Eigentum">)

Warum soll irgend jemand vom Nutzen, den Wissen und Information bieten können, ausgeschlossen werden wenn dies doch praktisch ohne Aufwand und Kosten möglich wäre?

Moglen entwickelt in seinen späteren Arbeiten daraus die Forderung nach den 4 Freiheiten (Siehe z.B.: Keynote zur WOS Konferenz 2004):

  • Free Software
  • Free Spectrum
  • Free Hardware
  • Free Culture
"Free Software" steht dabei nicht nur für Software sondern für das damit verbundene Entwicklungsmodell. "Free Culture" - Die Freiheit unsere Kultur unabhängig von kommerziellen Zwängen und Verwertungslogik zu gestalten. "Free Hardware" meint unter anderem den Kampf gegen DRM und TCPA mit dem die Konzerne versuchen unsere Informationsverarbeitung zu kontrollieren. "Free Spectrum" - die Möglichkeit frei zu kommunizieren. Freie Funknetze und ähnliche Initiativen leisten hier wirchtige Pionierarbeit. Auch das ALICE Projekt der Sozialforen zeigt wie wichtig diese Forderung ist. Nur dank des ALICE Projekts ist es möglich preisgünstige Übersetzung in den Sozialforen anzubieten. Free Spektrum ist dabei aber nicht auf das Radiospektrum beschränkt. Freie Bandbreite für Alle ist das Ziel.

Franz Schäfer (mond).