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25 Jahre WUK

  • Monday, 26. June 2006 @ 10:39
Wien-Politik Das Werkstätten- und Kulturhaus in Wien in der Währingerstraße in Wien feiert - aber es grübelt auch.

wuk lädt zum "geburtstagsfest anlässlich 25 jahre wuk" fr, 30. juni 2006, 15-22 Uhr ort: Anne-Carlsson-Park (Kreuzung Spitalg / Nußdorfer Str / Währinger Str.) Erst als ich die Einladung erhielt, zu einer Diskussionsveranstaltung über die Zukunft des WUK zu kommen, überriss ich, dass das Haus ein Jubiläum feiert. Ich hatte mich jahrelang nicht darum gekümmert, was im WUK passierte. Als ich von hinten in den Hof trat, war ich entsetzt, dass mir die gleiche vergammelte Atmosphäre entgegenschlug wie vor zwanzig Jahren. Was hatte ich so zufällig über Professionalisierung und Marktförmigkeit des WUK-Managements gehört. Von hinten rein merkte man davon nichts.

Ich denke, dass ein Kulturprojekt auch an seiner ästhetischen Selbstpräsentation zu erkennen ist. Damit meine ich nicht die schnieke Anpassung an Zeitgeistmuster. Aber dass irgendwelche Spuren neuer MitarbeiterInnen nicht in Gängen und Fassaden wahrzunehmen sein sollten, ging mir nicht ein. Bewusst schaute ich ins Stiegenhaus des Sozialtraktes und erkannte den wenig kreativen Anstrich wieder, den wir vor zwanzig Jahren angebracht hatten. Andererseits ist es eine Erfolgsstory, dass es das WUK immer noch gibt. Im Wesentlichen existieren die verschiedenen Bereiche von der Musik, zum Theater, dem Sozialtrakt, den Alternativschulen, der Kunsthalle und der Fotogalerie all die Jahre hindurch. Dies fiel mir schon daran auf, dass z.B. die Veranstaltungssäle und die davor befindlichen Gaststätten professioneller wirkten als früher und vor allem von wirklich jungen Leuten überfüllt waren.

So ein Herangehen wie meines ist natürlich etwas oberflächlich. Bei der Diskussionsrunde der Gruppe WUKPOL erfuhr ich dann auch, dass das WUK lebt, aber - wie der Name der Gruppe signalisiert - einer politischen Auffrischung bzw. einer radikalen Politisierungsinitiative bedürfe und dies der Sinn der Einladung sei. War schon nett, dass uns die Nächstjüngeren – wohl auch schon gut um die 40 – einbezogen haben in diesen Erneuerungsprozess und sich unsere Kritik anhörten.

Im Zuge der Abwicklung von Programm und Selbstverwaltung, den Mühen der Ebene also und der Verteilung der Subventionsgelder (Bund und Gemeinde) ist der politische und kulturpolitische Biss etwas abhanden gekommen, obwohl man glaubhaft versicherte, dass vor allem die Kunsthalle den politischen Ansprüchen der Anfangszeit durchaus entspräche. Da sei doch daran erinnert, dass unser WUK von Anfang an den wahrhaft revolutionären Kräften Wiens, z.B. der Hausbesetzerszene, aber auch der stets um radikale Erneuerung bestrebten KPÖ, zu kleinbürgerlich war. Dieser Alternativkulturtempel mit gemäßigten anarchistischen Selbstverwaltungsstrukturen am Subventionstopf der Gemeinde war vielen suspekt. Die Gründung hatte ja auch bloß durch eine schleichende Besetzung stattgefunden, weil der Beauftragte des Bautenministeriums den Schlüssel - mit den Besiedlern sympathisierend – nicht zurückgefordert hatte. So war das durchaus ein Politikum, den Bezirksparteien ihre Projekte von Tiefgarage und Wohnkomplex ein denkmalgeschütztes Gebäude wegzuschnappen und basisdemokratisch und multikulturell zu nutzen. Betont sei hier, dass Immigrantengruppen von Anfang an gut integriert waren.

Reformorientiert oder revolutionär, wurscht, das WUK gibt es noch, die Sowjetunion und die Mühlkommune nicht mehr. Ob das nun eine Folge eines geschmeidigen Anpassungskurses an das rosarote Wien ist, mögen die NutzerInnen beurteilen. Jedenfalls geht es WUKPOL - durchaus Leuten aus der Führungseben - auf die Nerven, dass das WUK gar so brav daherkommt, manche KulturproduzentInnen schon jahrzehntelang im Haus hocken und nur ihre Bereichsinteressen abfedern und wenig Außenwirkung zeigen. Das war der Tenor der Diskussion. Es waren auch Managementprofis eingeladen, die verschiedene Innovationsstrategien vorschlugen, nur ist halt das Problem, dass das WUK zwar ein Betrieb ist, aber nicht wie jeder andere. Wirklich hilfreich waren meine radikalen Zwischentöne, die nach revolutionären Impulsen von außen riefen, glaube ich auch nicht, weil diese Initiativen spärlich gesät sind. Bräuchte die Globalisierungsszene einen Alternativkulturtempel, hätte sie das WUK ja schon längst besetzt, und die Karawanserei der Autonomen hatte sich ja mit ihren Kamelen im Kirchwegerhaus ruhig niedergelassen.

So ist es also wirklich bemerkenswert, dass sich lebendige Menschen des Hauses ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und z.B. fragen, warum sie noch immer keinen freien Radiosender im WUK haben, obwohl darüber schon vor Jahren diskutiert wurde. Tatsächlich ist die Medienpiraterie im WUK die Ausnahme, das Internet wird zur traditionellen Infopolitik genutzt. Einig waren sich alle, dass die alten und die neuen alten Deppen den Schwung nicht bringen werden, wenn junge Nachrückende, raumgierige KulturpiratInnen ihnen nicht ordentlich auf die Zehen latschen. Das wünsch auch ich dem WUK-Establishment - auf weiter 25 lebendige Jahre.

Julius Mende