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Prekarisierung überall

  • Saturday, 4. March 2006 @ 10:54
Seit dem 8. März 1921 feiern jährlich weltweit hunderttausende Frauen ihren internationalen Frauentag. Heute, 85 Jahre später, gibt es noch immer oder eigentlich „schon wieder“ vieles, worum es sich zu kämpfen lohnt. „Prekarisierung“ ist das Unwort der letzten sechs Jahre schwarz/blau/orange in Österreich. Unter diesem Begriff lassen sich alle Grauslichkeiten der neoliberalen, rechten und frauenfeindlichen Regierung unter Wolfgang Schüssel zusammenfassen.

Alarmierender Anstieg der Frauenarbeitslosigkeit, Anstieg der deregulierten Arbeitsverhältnisse, Teilzeitarbeit, Working-poor, Anstieg der Armut, Angriffe auf die Fristenlösung und nebenbei: Männerabteilungen im Frauenministerium, radikale Privatisierungen, Aushungern der Bildungseinrichtungen und so weiter und so fort. Es geht also um viel mehr als nur um die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, es geht um eine Prekarisierung des gesamten Lebens.

Der Mythos der Notwendigkeiten

Die Privatisierung der sozialen Risken haben größtenteils die Frauen zu tragen. Und so braucht es nicht mehr eine offizielle „Zurück an den Herd“-Politik. Dieses Ziel erreicht die Regierung, indem sie ihren neoliberalen Sparkurs durchzieht, indem sie der Bevölkerung um riesige Summen und mit Werbestrategien so lange einredet, dass wir uns unser „gutes Leben“ nicht mehr leisten können, bis sich dieser Mythos der Notwendigkeiten in den Köpfen festgesetzt hat. Die Mehrheit der Bevölkerung ist auch davon überzeugt, dass wir sparen müssten, dass die Pensionen nicht länger finanzierbar wären, dass wir tatsächlich selbstbestimmter wären, wenn wir als Ich-AGs von einem Projekt zum anderen hetzen. Aber es ist nach wie vor ein Mythos, und die ständigen Wiederholungen machen ihn nicht wahrer. Vielmehr hat schon die Koalition aus SPÖ/ÖVP die Vermögenssteuer abgeschafft und Massensteuern erhöht, so hat die Steuerreformen von SchwarzBlauOrange das übrige getan, um die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung, die Zweidrittel des Reichtums in Österreich auf sich vereinen noch reicher zu machen. Mit den Einsparungen im sozialen Bereich konnten Abfangjäger finanziert werden, und wenn bei den Universitäten alles zusammenbricht, macht das auch nichts, denn unsere zukünftigen Nobelpreisträger kommen dann von der neuen Elite-Universität. Frauen werden da wohl nicht sehr viele dabei sein. Für die meisten Frauen heißt es geringfügig beschäftigt oder in der Arbeit auf Abruf ums Überleben kämpfen, heißt es vermutlich in der Pension unter die Armutsgrenze zu fallen. Dem gilt es entschieden entgegenzu treten und neue Konzepte zu entwickeln. Eines dieser Modelle ist das bedingungslose Grundeinkommen, das vor allem uns Frauen die Möglichkeit bieten würde, uns aus den finanziellen Abhängigkeiten zu lösen.

Ein „gutes Leben“

Ein bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet nicht das Ende des Patriarchats, nicht das Ende der ungleichen Verteilung der reproduktiven Arbeiten. Aber ein bedingungsloses Grundeinkommen würde erstmals die Möglichkeiten schaffen, auch einen Anteil an der unbezahlten Reproduktionsarbeit einzufordern. Für Migrantinnen würde es die Abhängigkeit vom Ehemann beenden. Es ist ein Modell, das ungeahnte Möglichkeiten der Weiterentwicklung für das Leben der Frauen eröffnet. Arbeiten wir an unserem guten Leben!

Katarina Ferro, Frauenvorsitzende der KPÖ