Die von der EU-Kommission und dem Ministerrat geplante "Data Retention
Directive" (Die für Provider verpflichtende Speicherung von Verbindungsdaten
, d.h wer mit wem telefoniert hat, wer an wen E-Mails versendet hat, etc..,
für bis zu 4 Jahre) zeigt wieder einmal die enormen Demokratiedefizite der
EU: Die 3 wichtigsten EU-Institutionen haben jeweils verschiedene Positionen
dazu: Das Europäische Parlament lehnte die Vorratsdatenspeicherung ab, wohl
auch in dem wissen dass das Abstimmungsverhalten in solchen heiklen Fragen
sehr stark von der Öffentlichkeit beobachtet wird und dass es sehr billig
ist die Direktive abzulehnen, weil das Parlament in diesen Fragen ohnehin
nichts mitzureden hat. Die Direktive wird jetzt in der Kommission und im
Ministerrat behandelt, wobei die Kommission sich für eine extrem lange
Speicherdauer von bis zu 4 Jahren einsetzt. Der Ministerrat will eine etwas
kürzere Speicherdauer von etwa einem Jahr und macht sich um die Provider
sorgen. Die sollen die Speicherung nicht bezahlen müssen sondern die Kosten
vom Staat ersetzt bekommen. Bezahlen werden das aber in der einen oder
andern Form ohnehin wir müssen. Ob über höhere Telefon und Internetkosten
oder über die Steuern. Ministerrat und Kommission verhandeln jetzt über
einen "Kompromiss" und die Meinung des Parlaments wird ignoriert. So sieht
also Demokratie in der EU aus. Es war daher richtig und wichtig die
geplante Verfassung abzulehnen, da diese den aktuellen Zustand kaum
verbessert, dafür aber die undemokratischen Strukturen im wesentliche
festgeschrieben hätte.
Fordern wir daher ein Europa mit einem stark aufgewerteten Parlament und
vielen Elementen partizipativer Demokratie. Der Ministerrat sollte nur noch
beratende Funktion und keine gesetzgebenden Kompetenzen mehr haben. Die
Kommission müsste direkt vom Parlament gewählt werden und jederzeit von
diesem abberufen werden können. Zumindest wäre die Struktur dann halbwegs
durchschaubar und die Menschen wüssten: Partei X steht für mehr Überwachung und
Partei Y für weniger und würde bei den Europawahlen dann darüber entscheiden
können ob sie das wollen oder nicht.
Das Dickicht aus 3 Institutionen (Kommision, Rat, Parlament) das sich jetzt die Gesetzgebung zur maximalen Undurchsichtigkeit aufteilt, muss jedenfalls gelichtet werden. Die Machteliten könnten sich dann nicht
mehr hinter intransparenten Institutionen und austauschbare
Ministermarionetten verstecken. (Österreich wird übrigens extrem "kompetent"
von Frau Ministerin Prokop vertreten, die öffentlich zugibt dass sie selbst
keine E-Mail oder SMS verschicken kann, aber über Datenspeicherung will sie
urteilen können.)
(mond)
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