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Die Heuschrecken der Moderne

  • Monday, 20. June 2005 @ 15:17
Österreich Über Personalabbau zu schreiben erfordert mittlerweile die Voraussetzung eines Saumagens, da der Gabentisch in den diversen Wirtschaftsstandorten überreichlich gedeckt ist. Unter der Prämisse der Standortsicherung überziehen jedoch die Liberalisierungsneurotiker wie Heuschrecken die Erdkugel. Das Konkurrenzdenken - quasi zum Naturgesetz erhoben - bietet diesen Herrschaften ausreichend Platz, um ihre Neurosen zu pflegen.
Das kleine Österreich steht ihrer Argumentation zufolge im Wirtschaftsstandortkonflikt mit den Ländern innerhalb der Europäischen Union und mit ihr zum Rest der Welt. Damit nicht genug: Auch innerhalb unseres kleinen Landes steht alles und jeder in Konkurrenz zueinander, die Bundesländer überbieten sich bei Förderungen regelrecht, um zu Betriebsansiedlungen zu kommen.
Die Lohn- und Nebenkosten sind, so die Argumentation, zu hoch, die Menschen nicht flexibel genug, die Besteuerung der Unternehmen sei viel zu hoch.

All das macht es notwendig, so ist man überzeugt, bei diversen betrieblichen Restrukturierungsprogrammen unter größten allgemeinmenschlichen Bedauern Personal in großer Zahl sprichwörtlich an die Luft zu setzen. Dieser inneren Logik zufolge werden die Betroffenen mit Kürzungen beim Arbeitslosenbezug zwangsbeglückt. Frauen trifft dies in verstärkten Ausmaß, da sie am meisten davon betroffenen sind.
Diese Denkspirale geht dann noch weiter in dem von sogenannten Experten das Sozialsystem verantwortlich dafür gemacht wird, dass die Wirtschaft sich nicht frei zum Wohle der Menschen entfalten kann und als nicht mehr finanzierbar hingestellt wird. Ein sogenannt schlagendes Argument wie die Überalterung der Gesellschaft und der daraus zwangsläufig enstehende ‚Genarationenkonflikt‘, was immer das auch sein mag, wird wegen des großen Erfolges prolongiert.


In diesem Sinn ist es erlaubt festzustellen, dass die Heuschrecken der Moderne in allen Bereichen der Gesellschaft bis hin in die Hirne des Einzelnen ein Feld der Verwüstung hinterlassen und dem ganzen krankhafte Züge nicht mehr abgesprochen werden können. Ihr Handeln selbst spricht eine deutliche Sprache, in dem weltweit bei den Armen und Ärmsten die Sozialleistungen faktisch auf Null reduziert werden.
Wenn diese gesellschaftliche Entwicklung unter dem Aspekt der Kultur gesehen, und der gängige Spruch „ein anderer Weg ist im Zeitalter der Globalisierung nicht möglich“ aus dem allgemeinen ins konkret menschliche überführt wird, dann ist es Mensch selbst, der die Zeit bestimmt, in der er lebt. Und so gesehen ergeben sich Alternativen zum bereits bestehenden. Das ist letztlich auch Ausdruck menschlicher Kultur.


Herbert (Percy) Treitl
Aktivist der KPÖ-Wi