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"Wien ist Heimat"

  • Monday, 3. December 2012 @ 12:09
Antirassismus "Wien ist Heimat und Zuhause: Für Frauen und Männer, Junge und Alte, hier Geborene und Zugewanderte, für Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen, Lebensformen und Bedürfnissen. Damit wir gut miteinander auskommen, braucht es Respekt. Respekt heißt, andere Menschen zu akzeptieren, wie sie sind – so wie man selbst auch akzeptiert und respektiert werden will. Unsere gemeinsame Grundlage sind die Menschenrechte" - so die Einleitung des letzte Woche präsentierten Textes der Wiener Charta.

Die Menschenrechte. Ja, auf die Menschenrechte beruft sich jede und jeder gern. Stronach und Strache genauso wie Angela Merkel, der Chef der Industriellenvereinigung genauso wie EU-Kommissionschef Barroso. Und Häupl und Vassilakou berufen sich sowieso auf die Menschenrechte. Dies ist auch kein Problem, weil Menschenrechte laut herrschendem Verständnis, welches auch SPÖ und die Grüne in Österreich nicht in Frage stellen, für die eigenen StaatsbürgerInnen gelten und nicht für irgendwelche "Bloßfüßigen", die es aus irgendwelchen Gründen in unser ach so schönes Land verschlagen hat. Von sozialen Menschenrechten reden zudem, so das herrschende Verständnis weiters, sowieso nur die KommunistInnen, die alle gleich machen wollen. Und der Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt z.B. werden all jene, die sich auf Menschenrechte berufen, durch Gender Budgeting u.ä. treffsichere Maßnahmen auch beikommen - Frauen müssen hatl noch zwei bis 3 Jahrhunderten warten. Und dafür, dass all dies nicht allzuviel Menschen stört sorgen schon jene, die es sich leisten können, die Pressefreiheit so zu nützen, dass auch ein Bundeskanzler weiß, wer die Stimme des Volkes ist und an wen er sich zu orientieren hat. Aber zurück zur wunderbaren "Wiener Charta", an welcher sich tausende Menschen und über 300 Betriebe, Organisation und Vereine als Partner beteiligten, die nun also eine Abschlußerklärung hat, in der es u.a. heißt: "Das Zusammenleben in einer Großstadt ist eine Herausforderung. Es gibt viele Interessen und Lebensstile – in der Nachbarschaft, auf der Straße, im Park, in den Öffis, im Kaffee- und Gasthaus, am Sportplatz… Grüßen und behilflich sein, ein einfaches "Bitte" oder "Danke", miteinander reden – das gehört zu einem freundlichen Umgang. Wenn uns etwas stört, sprechen wir es höflich und klar an. Sich in das Gegenüber hineinzuversetzen, kann viele Aggressionen abbauen." Supa - oder?

An anderer Stelle der Erklärung heißt es: "Wir wünschen uns Wien als kinder- und jugendfreundliche Stadt – Kinderlärm ist kein Lärm. Es ist uns aber auch wichtig, dass sich ältere Menschen zu Hause fühlen. Wir hören anderen Generationen zu und interessieren uns für ihre Erfahrungen. Wir respektieren ältere Menschen und geben Kindern und Jugendlichen die Wertschätzung und den Freiraum, den sie brauchen." Klaro - ältere Menschen werden respektiert, in dem die Bundesregierung beim Pflegegeld einspart und Kinder sind die Zukunft, daher muss eine einheitliche Schulausbildung aller 6-15jährigen weiter verhindert werden.

Senol Akkilic, Integrationssprecher der Wiener Grünen, freut sich ganz im Stile eines Robert Lugar vom Team Stronach, welches die Parteiendemokratie als Wurzel alles Übels identifiziert hzat, dass die Wr. Charta "kein von der rot-grünen Regierung verfasster Text (ist)". Akkilic dann in bewunderswerter Offenheit - "Generell wurde allen WienerInnen das Gefühl vermittelt, wir zählen auf Euch, auf eure Meinungen und Vorschläge."

Um Gefühle geht es - Hollywood und Bollywood lassen grüßen. Tatsächliche und angebliche Werbe-, PR- und Marketing-Experten verkaufen im wahrsten Sinn des Wortes das "Gefühl von Mitbestimmung".

SPÖ-Stadträtin Frauenberger ist da vorsichtiger - Frauenberger spricht nicht von Gefühlen sondern von Möglichkeiten: "Schon alleine die Möglichkeit zu partizipieren ist zentral für den gesellschaftlichen Zusammenhalt." Genau. Nicht um Rahmenbedingungen, nicht um Resultate, sondern um die Möglichkeit und um das Gefühl geht es.

Angesichts von so viel Fortschritt in so entscheidenden Fragen ist dann auch Vizebürgermeisterin Vassilakou wieder einmal außer sich vor Freude. "Wir wollten mit der Wiener Charta mehr Demokratie wagen. Das ist uns gelungen."

Demokratie ein Wagnis? Klingt seltsam. Klingt nach der "marktkonformen Demokratie" von Angela Merkel.

H.T.

Siehe auch Wiener Charta: "Worüber ich reden will"