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"Der Faschismus in Österreich war auch eine Folge des ständigen Zurückweichens der Arbeiterbewegung"

  • Sunday, 16. February 2014 @ 11:44
so Martina Höllisch in Ihrer Rede bei der Gedenk-Kundgebung der KPÖ-Wien am 15.2.2014 im Goethehof. Nachfolgend dokumentieren wir die gesamte Rede von Genossin Höllisch.

Wir sind heute hier um uns an die Ereignisse des Februar 1934 zu erinnern. Der Goethehof in Kaisermühlen, das damals noch zur Leopoldstadt gehörte, zählte in diesen Tagen zu den Brennpunkten des Geschehens. Die Donaustadt feiert heuer ihr 60 jähriges Bestehen, dabei sollten wir auch seine Vorgeschichte nicht ausklammern und die Ereignisse des Jahres 1934 in unsere Geschichtsbetrachtung mit einbeziehen. Die Vertreter der Regierungsparteien sprechen immer wieder von „geteilter Schuld“, einer Auffassung die wir nicht teilen.

Der Aufstand der Arbeiterinnen und Arbeiter des Jahrs 1934 war ein Aufstand für die Rettung der Demokratie! Der Faschismus in Österreich war auch eine Folge des ständigen Zurückweichens der Arbeiterbewegung, das soll und darf an einem Tag wie heute nicht unausgesprochen bleiben.

Dass dem austrofaschistischen Bundeskanzler Dollfuß aus den Reihen der ÖVP immer noch die Rolle als „Opfer des Nazifaschismus“ zugebilligt, wird ist wohl ein Gipfelpunkt der Verdrehung geschichtlicher Fakten. Erst kürzlich hat sich Klubobmann Reinhold Lopatka wieder in diese Richtung geäußert. Sowohl für Dollfuß als auch seinen Nachfolger Schuschnigg stand bis zuletzt das Streben nach einem Ausgleich mit den Nazifaschisten im Vordergrund. Das austrofaschistische Regime hat das österreichische Parlament ausgeschaltet, seine politischen Gegner verfolgt und mit Terror und Standrecht regiert. Die Politik dieser Regierung führte zu besonders hoher Arbeitslosigkeit und Verbreitung des Massenelends und förderte die Auslöschung Österreichs und die Machtübernahme der Nazis anstelle sie zu verhindern.

Der Goethehof war heftig umkämpft, wie auch Valentin Strecha in seinen im Globusverlag erschienenen Lebenserinnerungen beschrieb. Besonders erinnern wir uns an Georg Strecha, der wie sein Bruder zu den Verteidigern des Goethehofes zählte. Er trat wie viele andere SozialdemokratInnen im Gefolge der Ereignisse des Februar 1934 zur KPÖ über und beteiligte sich später auch am Widerstand gegen den Nazifaschismus. Er wurde 10 Jahre später von den Nazis verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Ihm und allen Kämpferinnen und Kämpfern gegen den Faschismus fühlen wir uns verpflichtet ihr Vermächtnis zu bewahren und allen heutigen Erscheinungen von Ausgrenzung, rechter Hetze, Menschenverachtung, Rassismus und Rechtsextremismus entgegenzutreten.

Einen unrühmlichen und dramatischen Aspekt aus der Geschichte des Februar 1934 möchte ich allerdings auch nicht unangesprochen lassen, nämlich die Tatsache, dass es unter jenen Mitgliedern des Schutzbundes, die später ins Exil in die Sowjetunion gegangen waren, Opfer der stalinistischen Verfolgung gab. Auch sie wollen wir bewusst in unsere heutigen Erinnerungen einschließen.

Liebe Anwesende, im Namen der KPÖ Donaustadt begrüße ich Euch alle hier in Kaisermühlen. Herzlich willkommen heiße ich Josef Iraschko, KPÖ-Bezirksrat in der Leopoldstadt und den Wiener Landessprecher der KPÖ, Didi Zach.

Wir freuen uns auch über die Gäste, die der Einladung der KPÖ Donaustadt zu unserer heutigen Veranstaltung gefolgt sind: Christine Hulatsch von der Bezirksgruppe der Sozialistischen Freiheitskämpferinnen und Kämpfer; Gitti Schimmerl vom Verein „Ro*sa Donaustadt“ aus dem Johanna Dohnal Haus in Kagran. Und Heidi Sequenz Klubobfrau der Donaustädter Grünen.

Ich bitte um Verständnis, wenn ich nicht alle namentlich begrüßen konnte, die es ebenso verdienen würden.

Jetzt darf ich Josef Iraschko bitten, das Wort zu ergreifen.