Sunday, 12. September 2010 @ 10:47
Güni Noggler[*3] (hat) mit einem Gedicht aus seinem neuen Gedichtband, das er Edith West widmete, die ihm dafür das Vorwort geschrieben hat, begonnen und eine Geschichte gelesen, die mit den Worten „So gesehen hat Frau Zogaj noch Glück gehabt“ begann und ein drittes Reich ähnliches Szenario des Jahres 2015 schilderte, in dem man in ein Arbeitslager kommt, wenn man länger als drei Monate arbeitslos ist und zu Hochzeiten die Memoiren der Maria Fekter verteilt werden und Andrea Maria Dusl[*4] , die eigentlich erst später lesen sollen, hat einen Text verlesen, in dem behauptet wurde, das alles nicht geschehen wäre, hätte man Franz Hebenstreit nicht 1795 beim Schottentor hingerichtet (...). Hilde Schmölzer[*5] setzte mit einem Text, der die sexistische Seite des Rassismus beleuchtete fort, während Ruth Aspöck[*6] eine andere Utopie des friedlichen Zusammenlebens beleuchtete und da plötzlich auch einige andere, die nach mir lesen sollten, lasen, Erwin Riess[*7] mit einem Kapitel aus „Herr Groll und der rote Strom“, Grace Marta Latigo[*8] aus ihrem Leben in Wien, befürchtete ich schon, daß ich es nicht mehr schaffen würde, vor dem Regen dranzukommen, ich schaffte es aber, so daß ich meine „Schmerzansichten“ als vorvorletzte las, vor mir haben Helmut Rizy[*9] sein Dramolette Nummer vier von den vier Zurückgebliebenen, Wolf Goetz Jurjans[*10] der Spitzenkandidat der KPÖ-Margareten aus einem Roman und Manfred Bauer[*11] gelesen, nach mir Benjamin Turecek[*12] aus einem Theaterstück und Peter Clar[*13] , der junge Dichter, den ich vor zwei Jahren beim Volksstimmefest kennenlernte, wieder zwei sprachlich anspruchsvolle Texte zum Thema.
Am zweiten Tag bin ich später auf die Jesuitenwiese gekommen und habe die Lesungen von Eugen Bartmer[*14] , Gerald Grassl[*15] und Rudi Lasselsberger[*16] versäumt. Ich bin gerade zu der von Lale Rodgarkia-Dara[*17] zurechtgekommen, die sehr rasant und flott von einer politischen Paranoia gelesen hat, in die man geraten kann, wenn man als halbe Iranerin in Wien lebt, so habe ich es jedenfalls verstanden. An diesem Tag waren überhaupt sehr viele Utopien dran. So Mieze Medusa[*18] , die in ihrer Geschichte in Shanghai um wirtschaftliches Asyl ansuchte und in umgekehrter Weise ein ähnliches Szenario schilderte, wie Güni Noggler, dann folgte noch ein Rap auf Wien zur Wiener Wahl. Mechthild Podzeit-Lütjen[*19] hat vorher in einem Text von Ernesto Cardinal von einem utopischen Havanna gelesen, in dem alle glücklich sind, weil es keinen Kapitalismus und Neoliberalismus gibt, das habe ich zwar schon anders gehört, es klang aber sehr beeindruckend und Dieter Schrage[*20] schilderte die Erlebnisse eines Piefkes mit dem Amtsrat Wopratatsch von der Fremdenpolizei mit dem er über Fußball diskutierte, weil der ihn immer hinbestellte, da seine Aufenthaltserlaubnis nur für drei Monate galt, der ihm aber durchaus Intelligenz beschied, so daß er studierte, Museumsdirektor und auch Österreicher wurde. Trotzdem bestellte man ihm auf das Amt und wollte ihn, als er nicht kam, sogar aus Österreich abschieben. Marlene Streeruwitz[*21] hat aus einem älteren Buch gelesen und dazu gesagt, daß sich seit dem Erscheinen des Buches die Fremdengesetze verändert haben, so daß die Geschichte nicht mehr stimmt und es auch eine Aufgabe des Künstlers ist, darauf zu reagieren, dann kamen Florian Haderer[*22] und vier DialektautorInnen vom Morgenschtean, die sehr beeindruckend waren und am Schluß Rolf Schwendter[*23] mit einem Gedicht zur Abschiebepolitik.
Eva Jancak am Volksstimmefest mit Schriftstellerkollege Rudi Lasselsberger
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Linkes Wort[*24]
Die Anthologie "Abgeschoben. Rassismusrepublik Österreich." erscheint Ende November 2010 im Globus Verlag. Das Buch kann zu einem Preis von 12 € unter office@linkes-wort.at vorbestellt werden.