Friday, 9. July 2010 @ 09:57
C.S., der Angehöriger der kurdischen Minderheit in der Türkei ist, wartet bereits seit längerem auf die Erledigung seines Asylantrags. In den Genuss staatlicher Unterstützungsmaßnahmen kommt er nicht, sein einziger und letzter Rettungsanker ist ein Flüchtlingshaus der Caritas. Seine finanziellen Mittel sind, wie sich aus all dem unschwer schlußfolgern lässt, gleich null.
Eines Tages vergaß Herr C. bei der Benützung der U-Bahn einen Fahrschein zu lösen - prompt rannte er in eine Kontrolle und wurde zur Zahlung einer Strafe verdonnert. Die Strafe, die Herr C. in Raten abzustottern versucht, wird - im Auftrag der Wiener Linien - von einem Inkasso-Büro eingetrieben.
Brav zahlte Herr C. seine Raten. Doch einiges Tages verpaßte Herr C., vielleicht handelte es sich auch um einen Überweisungsfehler der Bank, den Einzahlungstermin. Womit sich die Strafe von einem Tag auf den anderen verdoppelte. Nicht 138,20 Euro sind nunmehr zu bezahlen, sondern 291,25 Euro - denn die "Inkassokosten laut Bundesgesetzblatt" betragen saftige 148.69 Euro.
Wenn Herr C. nun trotzdem nicht zum Handtaschen-Räuber oder zum Suchtgift-Dealer wird, so ist dies einzig und allein seiner Gutmütigkeit und seiner Menschenfreundlichkeit geschuldet. Denn idiotische Gesetze, die Asylwerber und andere Menschen in Not schon fast in die Kriminalität zwingen, gibt es in Österreich, wie auch dieses Beispiel beweist, zur Genüge.
Ps.: KPÖ-Mitglieder gehören zwar im Regelfall nicht zu den Betuchten - ein Genosse hat aber die rund 200,- Euro für den Kollegen C. mittlerweile beglichen.